Heutzutage hat der Begriff «Alte Musik» seine Bedeutung grundlegend geändert: Bezog man sich damit noch vor wenigen Jahren grundsätzlich auf Musik, die vor der Wiener Klassik komponiert wurde, so hat die sogenannte historische Aufführungspraxis längst das Repertoire bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erobert. Dabei geht es schon lange nicht mehr nur um das Spiel «alter» Musik auf «alten» Instrumenten, sondern vielmehr um grundsätzliche aufführungspraktische Fragen musikalischer Interpretation, sei es auf dem historischen oder dem modernen Instrumentarium.
Entsprechend beschränkt sich die aufführungspraktische Arbeit an einer modernen Musikhochschule nicht mehr nur auf den selbstverständlichen Haupt- und Nebenfachunterricht auf «historischen» Instrumenten. In all ihren Facetten bildet sie heutzutage einen wesentlichen Bestandteil des Konzertbetriebes, sodass sie auch in der Musikausbildung zur Normalität geworden ist.
Dieser Aufgabe widmet sich die Historische Aufführungspraxis an der ZHdK. Durch verschiedene Veranstaltungsformate sollen aufführungspraktische Fragen in allen Bereichen des modernen Hochschulbetriebs ins Bewusstsein gerückt werden. Dabei spielt sowohl die theoretische, als auch die praktische Auseinandersetzung mit diesem grundsätzlichen Problem einer jeden Musikausübung eine Rolle. Praktische Meisterkurse, Workshops, Ateliers und Konzerte sind dabei genauso wichtig wie die theoretische Reflexion in Vorträgen und Werkstätten. Dabei geht es natürlich einerseits um die konkret musikalische Beschäftigung, aber auch um den geistesgeschichtlichen Hintergrund und die Berührungspunkte mit den anderen Künsten.
Neben Dozierenden der ZHdK werden vor allem international renommierte Grössen auf dem Gebiet der historischen Aufführungspraxis für die verschiedenen Veranstaltungen eingeladen: Midori Seiler, Charles Toet, Jed Wentz, Robert Toft, Dagmar Glüxam, Christine Schornsheim, Xenia Löffler, Laurenz Lütteken, Pierre Goy, Hans-Joachim Hinrichsen, Gudrun Skamletz, Rachel Brown, Katharina Arfken, Anselm Gerhard u.v.m..
Die Historische Aufführungspraxis widmet sich jedes Studienjahr einem neuen Arbeitsschwerpunkt mit aktuellem Bezug. In den letzten Jahren waren dies Themen wie «Louis XIV – König und Künstler», «500 Jahre Reformation – Sprache und Musik», „Sapere aude! – Deutschland und die Aufklärung“ und „Wege in die Romantik“.