The convening of Peoples' Tribunals between retribution, restoration, and social transformation
Madlyn Sauer
Weltweit kämpfen Menschenrechtsverteidiger, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und die soziale Bewegung im Namen der Menschenwürde und der Völkerrechte gegen staatliche Straflosigkeit nach Gräueltaten, Verbrechen, Gewalt und struktureller Ungerechtigkeit. Ein etabliertes Mittel ist die Einberufung zivilgesellschaftlich organisierter Tribunale in Tradition des Kriegsverbrechertribunals für Vietnam, welches 1966 auf Initiative des Friedensaktivisten Bertrand Russell eingerichtet wurde.
Zivilgesellschaftliche Tribunale kreisen um die Frage: »Wie können verschiedene Erfahrungen von Gewalt und Ungerechtigkeit als Verbrechen qualifiziert und durch das Recht in öffentliches Wissen und Anerkennung umgewandelt werden, jedoch außerhalb offizieller Rahmungen?« Die Organisator*innen haben sich in den letzten 50 Jahren mit dieser Frage auseinandergesetzt und zahlreiche Modelle, Verfahren, Entwürfe und Praktiken des Bezeugens, Anerkennens, Erinnerns, Versammelns und Verhandelns entwickelt, wodurch in den einzelnen Tribunalen auf je unterschiedliche Weise die drei großen Gerechtigkeitsideen der Vergeltung, Wiederherstellung und sozialen Veränderung miteinander verbunden wurden.
In ihrem PhD-Projekt »Doing Justice Otherwise« untersucht Madlyn Sauer verschiedene historische und zeitgenössische, legalistische und kreativ populäre Tribunalbeispiele in Kolumbien, Deutschland, Japan und Indien nach ihrem vielfältigen und widerständigem Wissen vom Recht und Gerechtigkeit in einer vergleichenden Analyse unter Verwendung eines transdisziplinären, qualitativen empirischen Forschungsdesigns.