Die exemplarische Fallstudie zum 1998 von Uli Sigg gegründeten Chinese Contemporary Art Award dient der Beschreibung aktueller Tendenzen und Mechanismen der chinesischen Gegenwartskunst und des globalisierten Kunstbetriebs
Der 1998 von Uli Sigg gegründete Chinese Contemporary Art Award (CCAA) steht im Zentrum der Recherche. Der Kunstpreis bildet zusammen mit seinem Archiv in Peking Ausgangspunkt und Referenz für die Untersuchung. Die exemplarische Fallstudie dient der Beschreibung aktueller Tendenzen und Mechanismen der chinesischen Gegenwartskunst und des globalisierten Kunstbetriebs. Gegenstand der Analyse sind die Beziehungsstrukturen zwischen Personen, Institutionen, Fachdiskursen und Kunstmarkt und die vielfältigen (reziproken) Einflussnahmen des CCAA. Zwei Hauptfragen leiten die Untersuchung: Welche Wechselwirkung hat der CCAA auf die Rolle der chinesischen Kunst in einem zunehmend globalisierten Kunstfeld? Wie hat der Preis zur Verbreitung chinesischer Gegenwartskunst im Westen beigetragen? Die Fallstudie bietet die Möglichkeit, einzelne Beziehungsstrukturen exemplarisch zu beleuchten sowie weitere Fragen zu differenzieren:
- Welche Relevanz hat der Preis in Bezug auf die Sammlung Uli Sigg und umgekehrt? Wie beeinflusst die Wahl der Preisträger/innen die Ankaufspolitik der Sammlung?
- Wie setzt sich die Jury des CCAA zusammen? Und über welche sozialen Netzwerke verfügen diese?
- Welche Bedeutung hat der CCAA für die „Internationalisierung“ der chinesischen Gegenwartskunst und den internationalen Kunstmarkt?
- Wie wird die chinesische Gegenwartskunst durch die permanente Präsentation der Sammlung Sigg im künftigen Museum M+ repräsentiert? Wie beeinflusst die Sammlung die Rezeption und das Verständnis über chinesischer Gegenwartskunst?
Die Untersuchung bietet die empirische und theoretische Wissensgrundlage für das Pilotprogramm CAS Contemporary Chinese Art I. Executive Education on Global Culture, das 2015 am Zentrum Weiterbildung der Zürcher Hochschule der Künste und 2016 im Connecting Spaces in Hong Kong durchgeführt und zudem ab April 2016 als Online Course zugänglich ist. Als Basis für die Unterrichtseinheiten wurde ein Reader verfasst. Er besteht aus Essays, Interviews und einer Reihe von Netzwerkdarstellungen mit einem ausführlichen Personen- sowie Institutionsindex. Die Netzwerke zeigen die sozialen Beziehungen zwischen Uli Sigg und den Vertreter/innen der chinesischen und europäischen Kunstszene, die der Sammler über die Jahre aufbaute und über welche er wiederum die chinesische Gegenwartskunst im Westen vermarkten konnte. Das im Reader versammelte Wissen stützt sich mehrheitlich auf Recherchen im Archiv des CCAA in Peking, auf Literaturstudien und auf zahlreiche Interviews.