Das Projekt strebt an, die seit 1873 bestehende professionelle Musikausbildung im Kanton Zürich zu dokumentieren, kontextualisieren und zu reflektieren
Bis im Jahre 1944 existierten im Kanton Zürich vier Institutionen, an denen professionelle Musikerinnen und Musiker ausgebildet wurden: Musikschule Winterthur (ab 1952 auch Konservatorium; gegründet 1873), Konservatorium Zürich (gegründet 1876), Musikakademie Zürich (gegründet 1891) sowie das Privatkonservatorium José Berr (1913–1944). Im Jahre 1991 fusionierten das Konservatorium Zürich und die Musikakademie Zürich definitiv, 1999 vereinigten sich die Konservatorien von Winterthur und Zürich und gliederten sich im gleichen Jahr in die Hochschule für Musik und Theater (HMT) ein. Seit 2007 ist die professionelle Musikausbildung im Departement Musik (DMU) der Zürcher Hochschule der Künste angesiedelt. Im Laufe dieser Fusionen sind weiteren Ausbildungen integriert worden, die früher in separaten Institutionen angeboten worden waren, etwa die Kirchenmusikalische Ausbildung, Musik und Bewegung oder Musiktherapie.
Diese Entwicklung verdeutlicht, dass das DMU der ZHdK, wie viele vergleichbare Institutionen, eine bewegte und mit vielen Veränderungsprozessen verbundene Geschichte aufweist. Diese Tatsache ist nicht nur historisch relevant, sondern für das Selbstverständnis des DMU entscheidend. Das Verständnis um dessen historische Entwicklung und die damit verbundenen Lern- bzw. Anpassungsprozesse bietet die belastbare Grundlage, um die heutige Ausbildung des Musikernachwuchses sinnvoll planen zu können. Das IMR strebt an, die professionelle Musikausbildung im Kanton Zürich zu dokumentieren, kontextualisieren und zu reflektieren.
Die genannten Veränderungen gilt es auch im Rahmen einer Tagung eingehender zu studieren und Handlungsmuster zu erkennen. Es stellt sich beispielsweise die Frage, welche Rolle den politischen Entscheidungsträgern zukommt. Wie reagierten die Institutionen auf Veränderungsprozesse, zum Beispiel eine verordnete Fusion mit einer anderen, vielleicht sogar konkurrierenden Institution? Wurde nach Abschluss der Integration die getroffenen Entscheidungen evaluiert? Kann durch das Wissen um Probleme und Chancen eine neuerliche, anstehende Veränderung besser gehandhabt werden?
Die Archivbestände und somit die Geschichte der Vorgängerinstitutionen des DMU der ZHdK sind nur bruchstückhaft aufgearbeitet. So ist beispielsweise über die Tätigkeit der Musikakademie Zürich nach heutigem Wissensstand nie eine Dokumentation veröffentlicht worden. Die institutionellen Bestände werden nicht zentral aufbewahrt, sondern sind auf mehrere Archive und Bibliotheken im Kanton Zürich verteilt. Die regionale, nationale und internationale Wirkung und Ausstrahlung der Zürcher Musikinstitutionen wurde nie als Gesamtüberblick wissenschaftlich analysiert. Es existiert sowohl kein einheitliches Verzeichnis der jemals an den Zürcher Institutionen tätigen Dozierenden als auch keine Liste sämtlicher in Zürich und Winterthur ausgebildeten Musikstudierenden.
Im Rahmen des Projekts wurden bereits Archivalien digitalisiert, wie etwa sämtliche Jahresberichte des Konservatoriums Zürich oder die Periodika »Der Bindebogen« von Konservatorium und Musikakademie Zürich und das »Nachrichtenblatt der Musikakademie Zürich«, und auf dem Portal »Zurich Open Platform« (https://zop.zb.uzh.ch) online zugänglich gemacht. Zudem wurden auch Studierenden- und Dozierendenverzeichnisse retrodigitalisiert.