Dieser seit Mitte der 1990er-Jahre unter anderem in der kunstpädagogischen Diskussion in Deutschland sich herausbildende Ansatz versucht die Kunstvermittlung methodisch und strukturell an ihrem Gegenstand auszurichten. Massgebliche theoretische Referenzen sind dabei poststrukturalistischer Provenienz und beinhalten das Schaffen von Gilles Deleuze und Felix Guattari; Jacques Derrida sowie Jacques Lacan. Zentrale Aspekte bei der «Kunstvermittlung als Fortsetzung von Kunst» (Sturm 2005) sind die Vermeidung von inhaltlichen Schliessungsbewegungen und stattdessen die Anerkennung der Unabschliessbarkeit von Deutungsprozessen bei der Auseinandersetzung mit Kunstwerken. Das Sprechen über Kunst wird in der Folge als unvermeidliche, produktive, aber letztlich nicht final leistbare Bearbeitung eines Mangels, eines Begehrens verstanden (Sturm 1996). Scheitern, Stottern, «Lücken – Reden» (Ebd.), die Konfrontation mit Sprach- und Verstehensgrenzen und die damit einhergehende Destabilisierung der Subjekte werden als konstitutiv für Lern- und Bildungsprozesse aufgefasst (Pazzini 2004). In der Folge werden Methoden favorisiert, die selbst performativ-künstlerischen Charakter haben, die auf die Offenheit der Semiose verweisen und Selbstreflexivität in der pädagogischen Situation evozieren. Kunst und mit ihr die Vermittlungsarbeit werden in ihrem gesellschaftlich relevanten Potenzial, Störmomente und Irritationen des als Normal geltenden zu produzieren, hervorgehoben.
Ein Beispiel für den Versuch, künstlerische Kunstvermittlung in Deutschland zu entwickeln, ist von der Gruppe Kunstcoop© dokumentiert; vgl. dazu NGBK (Hg.): Kunstcoop©, Berlin 2002.
Literatur
- Maset, Pierangelo, Ästhetische Bildung der Differenz. Wiederholung, Stuttgart: Radius Verlag 1995.
- Pazzini, Karl-Josef, «Kunst existiert nicht, es sei denn als angewandte», in: Bauhaus-Universität Weimar, Wischnack, Brigitte (Hg.): Tatort Kunsterziehung. Thesis. Wissenschaftliche Zeitschrift der Bauhaus-Universität Weimar, 2(46), 2000, S. 8–17.
- Pazzini, Karl-Josef, «Kunst und Bildung. Lösungen für Ich-starke Persönlichkeiten», in: Landesverband der Kunstschulen Niedersachsen (Hg.): Bilden mit Kunst, Bielefeld: transcript 2004, S. 31–48.
- Sturm, Eva, «Vom Schiessen und vom Getroffen-Werden. Kunstpädagogik und Kunstvermittlung ‹Von Kunst aus›», in: Pazzini, Karl-Josef u. a. (Hg.): Kunstpädagogische Positionen 7, Hamburg: Hamburg University Press 2005.
- Sturm, Eva, Im Engpass der Worte, Berlin: Reimer 1996.
- Vgl. auch die Ausführungen von Ziegenbein, Distelberger, Landkammer, Wienand, Wiegand.