Die seit 2012 bestehende interdisziplinäre Forschungskooperation Computersignale untersucht aufbauend auf den Vorgängerprojekten Überschuss. Videogramme des Experimentierens (SNF 2007–2009) und Computersignale. Kunst und Biologie im Zeitalter ihre digitalen Experimentierens I (SNF 2012–2015) Aspekte der Herstellung und Verarbeitung von Daten in den Biowissenschaften. Zusammengenommen ergeben die drei Projektphasen eine Langzeituntersuchung zum Übergang von analogen zu digitalen Forschungspraktiken am Beispiel zweier Arbeitsgruppen auf Helgoland und in Austin, Texas.
Das Fortsetzungsprojekt Computersignale II konkretisiert Fragen aus der Perspektive der Kunst: Wie kann die materielle Verfasstheit digitaler Datenarbeit erfasst und dargestellt werden? Wie lässt sich die formative Beteiligung digitaler Geräte und ihrer Infrastrukturen an der Gewinnung von Erkenntnis in die menschliche Wahrnehmung verschieben und erlebbar machen? Wie kann das Verhältnis zwischen Ermöglichung und Begrenzung des Erkenntnisgewinns durch technische und materielle Bedingungen in künstlerischen Arbeiten verhandelt und in Diskussion gebracht werden?
Zur Bearbeitung dieser Fragen führt das Projekt Künstlerinnen und Künstler mit Kompetenzen im Bereich Informatik zusammen. Sie richteten ein eigenes Experimentalsystem ein, das die Forschungsgeräte und -infrastrukturen der Partnerlaboratorien beobachtet uns deren physischen Emissionen (Stromschwankungen, elektromagnetische Schwingungen, Vibrationen etc.) als Audiodaten sichert, die in der Fortsetzungsphase nun ausgewertet und künstlerisch bearbeitet werden.
Das Team ist neben den in den untersuchten Laboratorien tätigen Biologen ergänzt durch drei erfahrene Wissenschaftsforscher_innen. Letztere erarbeiten je eigene, von ihren jeweiligen Fachperspektiven ausgehende Studien zur Datenarbeit in den beteiligten Laboratorien. In Workshops wird sowohl an einer gemeinsamen Theoriebildung gearbeitet, die sich an den Begriffen ‹Datum/Faktum›, ‹Datenarbeit›, ‹Materialität›, ‹Infrastruktur› und ‹Konfiguration› orientiert, als auch das Potenzial künstlerischer Herangehensweisen an Fragen der Wissenschaftsforschung sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Naturwissenschaften, Kunst und Wissenschaftsforschung diskutiert und reflektiert. Die Resultate der Workshops sowie von Teil-Kooperationen werden auf einer Webplattform fortlaufend publiziert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Ziel des Projekts ist die interdisziplinäre Entwicklung eines polyperspektivischen Bildes des als exemplarisch verstandenen Forschungsgegenstandes, das an Tagungen, in Publikationen sowie in Ausstellungen und Performances gezeigt und zur Diskussion gebracht wird. Es soll dazu dienen, Fragen der Datenarbeit und ihrer Implikationen in einem allgemeineren Sinne sowohl künstlerisch als auch theoretisch zugänglich und gesellschaftlich verhandelbar zu machen.