Forschungsgegenstand ist die Ikonografie der Philosophie. Sie wird eingegrenzt auf die Ikonografie der Consolatio philosophiae des spätantiken Philosophen Boethius (hier: Trostschrift). Ein Korpus an Abbildungen dieser Ikonografie wird für das Bildarchiv prometheus digitalisiert. Unter Berücksichtigung von Zäsuren der Ikonografie werden sogenannte «Ausgangsbilder» gewählt. Die ausgewählten Darstellungen werden im Hinblick auf die Frage, inwiefern von einem Denken in Bildern gesprochen werden kann, mit «Bildprotokollen» erschlossen.
Wie verhält sich philosophisches Denken zu Bildern, die philosophische Texte begleiten?
Fragen wie diese werden anhand der Methode des Bildprotokolls auf Indizien für Eigendynamiken in der Bildherstellung untersucht. Die Auswahl der «Ausgangsbilder» fokussiert auf das Verhältnis der Trostschrift zur Darstellung von Textur, Dialog und Kulturtechnik. Die Trostschrift zeichnet sich dafür durch die Organisation von Personifikation, Gewandung, Schrift, Buch und Dialog aus. Damit sind Indizien benannt, in denen bei der Bildproduktion in Auseinandersetzung mit einem philosophischen Text Dynamiken entstehen, die als epistemische Qualitäten im Prozess der Bildherstellung diskutierbar werden.
Das Bildprotokoll unterscheidet zwischen den historischen Ausgangsbildern aus der Ikonografie der Trostschrift und im Projekt erzeugten Zielbildern. Die Zwischenschritte werden dokumentiert, sprachlich begleitet und schriftlich fixiert. In Workshops mit Expert/innen werden diese Bildprotokolle zur Diskussion gestellt. Geleistet wird:
- parergon). Fokussiert wird dazu auf Eigendynamik der Bildherstellung bei der Übersetzung von Text-Bild und Bild-Bild.
Ziele sind: 1. Die digitale Erfassung des Korpus der historischen Ikonografie der Trostschrift im prometheus-Bildarchiv; 2. Das Bildprotokoll wird als methodisches Werkzeug der Verschränkung entwickelt; 3. Eine Folge von Workshops, die Zwischenergebnisse des Projekts mit fachwissenschaftlicher Expertise abgleichen; 4. Ausstellung und Tagung im Kunstraum Kreuzlingen zur Präsentation der Ergebnisse des Forschungsprojekts. Das Forschungsprojekt erfasst methodisch praxis-basierte Bildanalyse und Produktion. Damit wird der „Ausstieg aus dem Bild“ (Busch 2014, 453), der programmatisch die Genese der künstlerischen Forschung bestimmte, justiert durch eine Bildforschung von Praktiker/innen. So wird eine methodische, einsichtige Grundlage entwickelt, um in den Bildwissenschaften den Prozess der künstlerischen Bildentwicklung in die theoretische Diskussion des epistemischen Status von Bildern einzubeziehen.