Anhand der Analyse exemplarischer künstlerischer Arbeiten wird der neuen Form der Geschichts- und Selbstkonzeptualisierung via Bild Rechnung getragen. Ziel der Arbeit ist es, den Nachweis zu erbringen, dass die Performanz des Kunstwerks sowohl den spezifischen Ort als auch die Struktur des Handlungsraums definiert. Geschichtlichkeit wird in der gelebten Position/Bildposition vermittelt, in ihrem Dasein erzeugt die Performanz des Kunstwerks Anschauungsformen von Historizität.
Das Projekt «Ambient Art – Handlungsraum, Historizität und kulturelle Produktion» von Dr. Sabine Gebhardt Fink ist Teil des leitenden Projekts «Verhältnis der Künste», das Schnittstellen zwischen Musik, (audio-)visuellen Künsten, Literatur und Tanz untersucht:
Anfang der 90er-Jahre entstand durch die «Bewegung» der site-specific art (Miwon Kwon) die «ambient art». Analog zu «ambient television» ist das Spezifikum dieser Kunst die Verbindung des Aktionsraums der Alltagspraxis mit der Artikulation des Bildmediums; dabei erhalten ortsorientierte Praktiken – wie zum Beispiel in Tacita Deans Filminstallation «Boots» von 2004 – die Aufgabe, körperliche Raumerfahrung zu spezifizieren. In dieser Kunstform verbinden sich Körper, realer Ort und Bildartikulation zu einer Mischform. Im Gegensatz zur Installationskunst ist hier der Körper mit seiner Raumpraxis nicht länger Garant des Ortes, und Narrationsprozesse sind nicht länger Garanten von Zeitlichkeit.
Anhand der Analyse exemplarischer Arbeiten von Tacita Dean, Thomas Hirschhorn und anderen wird dieser neuen Form der Geschichts- und Selbstkonzeptualisierung via Bild Rechnung getragen. Das performative Bild wird so zur Anschauungsform von Geschichtlichkeit. Besonders spannend ist dabei das Aneignen von Bildern, Fotografien und Netzbildern des Alltagsgebrauchs im Kunstkontext – etwa bei Thomas Hirschhorns «Bataille Maschine» Berlin 2003.
Ziel der Arbeit ist es, den Nachweis zu erbringen, dass die Performanz des Kunstwerks sowohl den spezifischen Ort – im Gegensatz zum generischen – als auch die Struktur des Handlungsraums definiert. Geschichtlichkeit wird in der gelebten Position/Bildposition vermittelt, in ihrem Dasein erzeugt die Performanz des Kunstwerks Anschauungsformen von Historizität. Körper per se kann nicht Orte, Räumlichkeit und Historizität generieren. Weiter wird Pierre Bourdieus Überlegung, dass kulturelle Produkte das gesellschaftliche Feld unabhängig ihrer Erscheinungsoberflächen spiegle, einer Prüfung unterzogen. Alle Arbeiten der ausgewählten Künstler und Künstlerinnen sind Mischformen im Spannungsfeld zwischen Bild, Text und Klang.
Die Fragen nach der Institutionalisierung und Standardisierung der Raumpraxis durch Kunstwerke fokussieren auf Prozesse der Identitätsbildung, Geschichtsbildung und Abbildung.
Publikation:
Gebhardt Fink, Sabine, Process_Embodiment_Site: Ambient in der Kunst der Gegenwart, Passagen Verlag, Wien 2012