Das immersive Arbeitsheft erlaubt Schüler*innen der Sekundarstufe I einen erlebnisorientierten Zugang und ein vertieftes Verständnis von Objekten und digitalen Arbeitsmethoden der Archäologie.
Innovative Technologie bewusst implementiert
Die Augmented Reality-Technologie (AR) ermöglicht es, über mobile Geräte oder eine Brille der realen Umgebung Objekte und Animationen hinzuzufügen und diese um neue Informationen zu erweitern. Allerdings ist die Technologie noch jung und relativ wenig untersucht. Eine reine AR-Anwendung birgt die Gefahr, dass die Schüler*innen durch die Faszination fürs Medium abgelenkt sind und wenig neue Informationen aufnehmen. Durch die Kombination mit einem bekannten Medium, dem Arbeitsheft in Papierform, nutzen wir die Vorteile beider Formate und und können sowohl Information über Text vermitteln als auch Wissen visuell zugänglich machen. Damit bereichern wir die Informationsaufnahmen und nachhaltiges Lernen mit einem interaktiven Erlebnis.
Archäologischer Inhalt erweitert
Das Projekt wird von der Forschungsgruppe Knowledge Visualization der Zürcher Hochschule der Künste konzipiert und geleitet. Expert*innen des Archäologischen Dienstes Zürich haben die Geschichte eines bronzezeitlichen Fundes erforscht und gemeinsam mit einem Autor der Pädagogischen Hochschule Zürich didaktisch aufbereitet. Das Endprodukt besteht aus einer Einführung durch Lehrpersonen, der individuellen Nutzung der Applikation und einer gemeinsamen Abschlussbesprechung. Es wird im Rahmen des bestehenden Verleihs von Archäologiekoffern vertrieben.
Dank der AR-Brille wird das Artefakt um zwei Ebenen erweitert: Einerseits wird interaktiv dargestellt, wie digitale Technologien helfen, Objekte von der digitalen Grabungsdokumentation über einen CT-Scan bis zur 3D-Rekonstruktionen zu erfassen, zu bewahren und zu erforschen. Andererseits wird die Geschichte des Objekts von seiner Herstellung über die wahrscheinliche Nutzung bis zur Entdeckung erzählt und das Objekt selbst wieder zum Leben erweckt. Für die Schüler*innen erschliesst sich neben historischem auch berufspraktisches Wissen: Für sie wird ersichtlich, wie die Digitalisierung in der Archäologie Methoden und Forschungsprozesse verändert und neue Möglichkeiten des Wissensgewinns und der Vermittlung eröffnet.
Evaluation und Skalierung
Der Start des Verleihs an Schulen erfolgt im September 2021. Ein erster Test mit einer Sekundarschulklasse Ende 2020 verlief vielversprechend. Die Schüler*innen zeigten grosses Interesse und konnten nach Nutzung der Testversion auf neue Erkenntnisse bezüglich der Arbeitsmethoden der Archäologie und dem Leben in der Bronzezeit verweisen. Eine ausführliche Evaluation und ein Vergleich des immersiven Hefts mit einer rein analogen Version ist für Ende 2021 geplant. Das Konzept des immersiven Hefts ist ausbaufähig und soll in Zukunft auf weitere Inhalte übertragen werden. Das Projekt wird finanziert im Rahmen von MINT Schweiz der Akademien der Wissenschaften Schweiz.