Das Forschungsvorhaben „Design, Kunst, Lebenswelt“ wird im Rahmen der D-A-CH Zusammenarbeit durchgeführt. Es handelt sich um ein bilaterale Zusammenarbeit mit der UdK Berlin, die von der ZHdK federführend betrieben wird. Das Vorhaben basiert auf Ergebnissen der praxisorientierten Feldforschung der abgeschlossenen, SNF/DORE-geförderten Projekte „Prototyp - Möbel in Design und Kunst“ sowie „Prototyp II – Re-Präsentationen von Möbeln in Design und Kunst“.
In den fundamentalen Umbrüchen des Kunstbegriffes im 20. Jahrhundert spielt das industriell hergestellte und gestaltete Ding eine Hauptrolle. Nachdem die westlichen Industrienationen sich seit den 1970er Jahren in eine Dienstleistungsgesellschaft transformiert haben, verschiebt sich der kulturelle Fokus der Disziplin Design vom Herstellen zum Ausstellen. "Ausstellen" wird durch das Projekt in einem erweiterten Verständnis als Kultur- und Selbsttechnik begriffen, das auch private Lebensumgebungen und Gebrauchskontexte mit einschliesst.
Das Forschungsprojekt stellt sich die disziplinenübergreifende Frage, auf welche Weise materielle Kultur (und besonders industrielle Produktkultur) in Ausstellungszusammenhängen wirksam wird.
Die einzelnen Projektteile werden in diesem Zusammenhang folgenden Fragestellungen nachgehen:
1. Inwiefern kann Design als zeitgenössische Lebenskunst verstanden werden?
2. Welche Konzepte von Wirksamkeit und Teilhabe – auch im Sinne einer Selbsttechnik – lassen sich aus Untersuchungen des Umgang mit Dingen entwickeln?
3. Auf welche Weise führt eine selbstkritische Wahrnehmung von Designdiskursen im Feld der Kunst zu einer Neubewertung des Verhältnisses zwischen Design, Kunst und Lebenswelt?
Das Projekt geht dabei von einem Designbegriff aus, der sich an der Industrialisierung und einem europäischen Modernebegriff orientiert. Die begriffliche Geschichte des modernen Designs, die sich aus einer „angewandten Kunst“ im 19. Jahrhundert entwickelt hat, knüpft eine enge Verbindung zwischen Kunst, Handeln (im Sinne von Anwenden) und der Lebenswelt. Design ist daher auch eine dinghaft vermittelte Selbst- und Sozialtechnik. Es fundiert kulturelle Praktiken, Lebensstile und Vergemeinschaftungsweisen. In der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts wird vielfach auf diese kulturelle und gesellschaftliche Wirksamkeit des Designs rekurriert, um die mit dem Autonomiestatus der Kunst verbundene gesellschaftliche Folgenlosigkeit zu überwinden. Umgekehrt finden die ästhetischen und selbstreflexiven Standards der Kunst Eingang in das Design. Zwar hat diese Entwicklung seit einigen Jahrzehnten das Selbstverständnis der Disziplinen Design und Kunst massgeblich verändert, jedoch bisher noch keine systematische theoretische Auseinandersetzung hervorgebracht.
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