Fuhrmann Edition: Edition aufführungspraktischer Schriften von Martin Heinrich Fuhrmann
Die Aufführungspraxis der Bachzeit stützt sich normalerweise auf Traktate, die nach Bachs Lebenszeit geschrieben worden sind und zumeist die Anschauungen einer jüngeren Generation repräsentieren: C.P.E. Bach, L. Mozart, J. F. Agricola und teilweise auch J. J. Quantz. Sucht man nach deutschsprachigen Schriften mit direkt aufführungspraktisch relevanten Inhalten, so ist man beschränkt auf vier Autoren vom Beginn des 18. Jahrhunderts: J. Mattheson, J. G. Walther (Bachs Onkel zweiten Grades), J. S. Beyer und Martin Heinrich Fuhrmann (1669–1745). Dieser hinterliess drei unterschiedlich umfangreiche Traktate, die sich zum Teil textlich entsprechen (und deshalb zusammen herausgegeben werden sollen). Im Detail sind sie deswegen so aufschlussreich, weil der aus der Uckermark stammende Fuhrmann von der Buxtehude-Schule herkam, in der ja auch Bach gewissermassen heimisch war. Fuhrmann war von 1704 bis 1742 Kantor am Friedrich-Werderschen-Gymnasium in Berlin, war also (wie Bach) ein Kantor alten Schlages. In dieser Funktion nahm er auch an den Auseinandersetzungen um die neue (opernhaft-italienische) Kirchenmusik mit drei weiteren Schriften teil. Die Kenntnis der Anweisungen dieses durchaus aufgeschlossenen und Bachs Orgelmusik verehrenden Autors könnte direkten Einfluss auf die Interpretation barocker Musik haben.