Das kunstwissenschaftlich-medienphilosophische Projekt stellt die Frage der teilhabenden Kritik ins Zentrum und untersucht diese entlang ihrer sinnlichen, technologischen und politischen Bedingungen, um die Ausdrucksmodalitäten einer solchen Kritik beschreibbar zu machen.
Bei dem Forschungsprojekt "Teilhabende Kritik als transformierendes und transversales Mit" handelt es sich um die Fortsetzung von "Mikropraktiken. Formen des Widerstandes und Engagements". Es ist ein Teilprojekt der Forschergruppe „Mediale Teilhabe. Partizipation zwischen Anspruch und Inanspruchnahme“ (mediaandparticipation.com/). Die beteiligten der von der DFG geförderten wissenschaftlichen Einrichtungen sind die Universität Konstanz (LEAD) (Medienwissenschaften), die Universität Hamburg (Soziologie) und die Universität Lüneburg (Medienphilosophie).
Die Forschergruppe setzt sich in der Fortsetzung das Ziel, den Begriff der Relation in der relationalen Anthropologie kritisch zu bearbeiten und mediale Teilhabe in einer Weise zu theoretisieren. die es erlaubt, prekäre Subjektivierungen und ihre soziokulturellen, politischen und ökonomischen Umweltlichkeiten als wechselseitig verfertigte zu denken. In den fünf Teilprojektstudien wird der radikal ontologische Gemeinschaftsbegriff Nancys in soziopolitischen, technoökologischen und ökonomischen Diskursen des Gemeinsamen weiterentwickelt. Damit wird der Aspekt der Praktiken und insbesondere der prozessualen Verfertigung gestärkt, gleichzeitig adressieren wir aktuelle Diskurse um die problematischen Verflechtungen zwischen kapitalistischer Ökonomie und Ökologie, wie sie in Diskussionen über Gemeinschaften und Kollektive an Bedeutung gewonnen haben.
Vor dem Hintergrund der ersten Phase wird eine medientheoretische Bestimmung von Teilhabeprozessen über die forschungsleitenden Modalitäten des Verschaltens (TP 1, 2, 3), des Temporalisierens (TP 3, 4) und des Kritisierens (1, 5) spezifiziert. Diese begreifen sich als systematische Weiterentwicklung des Mit-, Ver- und Widersprechens der ersten Phase. Mit der Identifikation dieser Modalitäten erweitern wir die Perspektive auf nonverbale, wie z.B. sensorisch-affektive Verschaltungen.
Das an der ZHdK angesiedelte kunstwissenschaftlich-medienphilosophische Teilprojekt 5 rückt in der Fortsetzung die Frage der teilhabenden Kritik ins Zentrum und untersucht diese entlang ihrer sinnlichen, technologischen und politischen Bedingungen, um die Ausdrucksmodalitäten einer solchen Kritik beschreibbar zu machen. Hierdurch werden gleichermaßen materielle, relationale und konstituierende Aspekte in den Fokus gerückt. Praktiken teilhabender Kritik werden als jene konstituierenden Bedingungen befragt, welche die Einteilungen, Grenzziehungen und Rahmungen von Systemen – etwa der Kunst, Soziokultur oder Politik – immanent prägen, differenzieren und konfrontieren prozessieren und herausfordern.
TP 5 schließt an die praxeologische Untersuchung medialer Teilhabeprozesse in künstlerischen und aktivistischen Mikropraktiken der ersten Förderphase an, verschiebt jedoch die bis dahin anthropologisch gefasste Perspektive auf mehr als humane Existenzweisen hin. Die Untersuchung problematisiert und beleuchtet die Qualitäten und Möglichkeiten von Kritik als teilhabende im Horizont posthumaner Auffassungen künstlerisch-medialer und aktivistischer Widerstandspraktiken. In theoretischer Hinsicht wird Judith Butlers Konzeption von Performativität und Subjektivierung entscheidend. Sie dekonstruiert „das voluntaristische Subjekt des Humanismus“ und fragt nach dem Humanen im Posthumanen. In diesem Zusammenhang wird Handlungsmacht nicht an das souveräne Subjekt gebunden, sondern an die Affirmation von Verletzbarkeit als Grundlage emergenter Subjektivierungsweisen mit und durch ihre materiellen, mentalen und medialen Umwelten.
Das Projekt untersucht Dimensionen teilhabender Kritik in künstlerischen Wissenspraktiken sowie militanter (postkolonialer) Forschung (AB 2), in der spanischen Munizipalismusbewegung und ihren Technopolitiken sowie der medienwissenschaftlichen Genealogie von Technokollektiven (AB 3). Ziel ist es, die Verschränkungen ethisch-ästhetischer und ästhetisch-politischer Mikropraktiken in Kunst und Aktivismus herauszuarbeiten und Kritik als teilhabende Kritik und damit als (nicht-)sprachliche und mehr-als-humane materielle und mediale Form der Kritik auf den Prüfstand zu stellen, ohne die tradierten Kategorisierungen wie Kunst vs. Aktivismus zu reproduzieren (AB 1). Mit den Analysen von Fallbeispielen und seiner Begriffsarbeit an Formen einer teilhabenden Kritik fokussiert TP 5 die Relationalität ästhetisch-sinnlicher Praktiken, affektiver Dimensionen sowie materieller und infrastruktureller Anteile medialer Teilhabe. Hierdurch soll eine theoretische Neuperspektivierung des Verhältnisses von Kunst und Aktivismus sowie eine differenzierte Analyse technoökologisch avancierter Mikropraktiken und deren Kollektivitäten als zentraler Beitrag zu einer Theorie medialer Teilhabe ausgeführt werden.