- Yvonne Hachem: Wieso hast du dich für den MAS in Klinischer Musiktherapie entschieden?
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Tom Rast: Vor über zwanzig Jahren war ich leidenschaftlicher Koch und junger Küchenchef in einem Restaurant mit Michelin-Stern und 16 Gault-Millau-Punkten. Dann erkrankte mein Vater an Demenz. Wenn ich für ihn Musik spielte, war er plötzlich wieder präsenter. Musik löste etwas in ihm aus, sie aktivierte ihn. Ich begann mich für das Berufsfeld Musiktherapie zu interessieren, holte die Matura nach und studierte Soziale Arbeit. Anschliessend arbeitete ich in einer Blindenschule und setzte dort viele Musikprojekte um. Die Arbeit gefiel mir so gut, dass die Idee der Musiktherapie warten konnte – bis ich mich nach 15 Jahren doch noch für die Weiterbildung einschrieb.
- Welcher Übergang hat dich am meisten geprägt?
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Die Entscheidung, meine Kochkarriere zu beenden. Der Rollenwechsel vom Chef zum Praktikanten – weniger Entscheidungskompetenz, geringere soziale Anerkennung, finanzielle Einbussen – war herausfordernd, obwohl ich immer gespürt habe, dass er absolut richtig ist. Dieser schwierige Übergang ist gleichzeitig auch der, der am meisten Entwicklungspotenzial freigesetzt hat. Ich habe ihn keinen Tag bereut.
- Sind deine Erwartungen bisher erfüllt worden?
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Das Studienmodell mit einem festen Präsenztag pro Woche und ergänzenden Wochenenden lässt mir genug Zeit, um daneben weiter zu arbeiten. Diese Art des Lernens kommt mir entgegen. Die Themen sind interessant und komplex, können aber teils leider nur angeschnitten werden. Dafür ist der Praxisbezug sehr hoch. Für mich ist die Selbsterfahrung durch die drei Praktika genauso wichtig wie die Theorie.
- Womit beschäftigst du dich in deiner Masterarbeit?
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Meinen Schwerpunkt bildet eine Verbindung des hypnosystemischen Ansatzes mit Musiktherapie. Es geht darum, Menschen in Trancezuständen zu neuen Lösungsansätzen zu verhelfen, weil in diesem Zustand Selbstwahrnehmung, Körper- und Zeitgefühl anders sind. Das alles findet in einem psychiatrischen Kontext statt, in dem es oft darum geht, eingeschliffene Muster aufzubrechen und durch andere zu ersetzen.
- Welchen Mehrwert erhoffst du dir von der Musik?
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Die hypnosystemische Therapie basiert unter anderem auf einem gezielten Einsatz von Stimme und Sprache. Gerade bei Menschen, die aufgrund einer psychischen oder geistigen Beeinträchtigung nicht oder kaum über die Sprache erreichbar sind, könnte sich der Zugang über die Musik als äusserst hilfreich erweisen. Denn Musik hat das Potenzial, Menschen ohne Worte in ihrem Innersten zu erreichen und Trancezustände zu evozieren, die therapeutisch genutzt werden können.