- Manchmal ist es schwierig, sich für den Frieden und für ein friedliches Zusammenleben einzusetzen, wie erlebst du das?
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Meine umfangreichen Erfahrungen als Journalist bei den Vereinten Nationen in Genf, insbesondere bei den Friedensgesprächen über Syrien, haben mich gelehrt, dass Frieden ein essenzielles Ziel für ein harmonisches Zusammenleben darstellt. Diese Erfahrungen offenbarten mir jedoch auch, dass Friedensprozesse oft schwierig, langwierig und manchmal sogar zum Scheitern verurteilt sind, wie ich es selber schmerzlich in meinem Heimatland Syrien miterleben musste. Frieden zu erlangen, gelingt nicht immer, weshalb ich in meinem Masterprojekt «Dialogue Design» den Fokus auf Konfliktminderung und Prävention lege. Es ist entscheidend zu lernen, miteinander zu sprechen, denn ohne Gespräch gibt es keinen Dialog, und ohne Dialog kann kein Frieden entstehen.
- Wie wünschst du dir, deine Bemühungen fortzusetzen?
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Ich bin dabei, mein Masterprojekt «Dialogue Design» im Rahmen eines PhD's weiterzuentwickeln. Ziel ist es, durch dieses Projekt ein Werkzeug zu entwickeln, welches dazu beiträgt, Phänomene wie die Zunahme von Hass in Konfliktsituationen abzuschwächen. Ereignisse wie die Covid-19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und der Krieg in Gaza, haben das Konfliktpotenzial auch innerhalb der Schweizer Gesellschaft erhöht. Aktuell suche ich nach möglichen Kooperationspartner:innen, um dieses Projekt voranzubringen. Wer weiss, vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit zur Zusammenarbeit an der ZHdK.
- Welche Rolle spielt Gerechtigkeit?
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Eine Entscheidende. Dafür brauchen wir unbedingt den Dialog, wir bewegen uns hier sozusagen in einer Triangulation. Gerechtigkeit bildet die gesellschaftliche Grundlage für ein koexistentes Zusammenleben. In meiner derzeitigen Position als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Programm «Bachelor Design Management, International» an der Hochschule Luzern erlebe ich, wie Dozierende und Studierende aus verschiedenen Kulturen aufeinandertreffen und voneinander lernen. Diese Erfahrung sehe ich als eindrucksvolles Beispiel für Gerechtigkeit, eine Erfahrung, die ich bereits an der ZHdK machen durfte.
- Wie hat sich deine Identität durch die Erfahrungen in verschiedenen Kulturen entwickelt?
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Ich betrachte die Vergangenheit als einen wesentlichen Bestandteil im Leben eines jeden Menschen. Sie definiert unsere Wurzeln und bildet die Grundlage unserer Identität. Im Laufe meines Lebens, in dem ich in verschiedenen Kulturen gelebt habe, hat sich meine Perspektive auf das Leben stetig erweitert. Meine heutige Identität basiert sicherlich auf den Wurzeln meiner früheren Identität, sie hat sich aber im Laufe der Zeit durch die sich bietenden Möglichkeiten kontinuierlich weiterentwickelt. Meine Leidenschaft für die Fotografie, die ich bereits in Aleppo beim Dokumentieren der Altstadt vor und nach dem Krieg verfolgte, besteht bis heute, wobei ich nun hauptsächlich Schweizer Anlässe fotografiere. Einen grossen Wunsch hege ich: Meine Erfahrungen und Erinnerungen in einem Fotobuch über Aleppo festzuhalten.