- Nach welchen Kriterien hast du die Stadt oder/und die Universität für dein Austauschsemester gewählt?
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Ich wollte weg. Weit weg. Irgendwo hin, wo ich nichts und niemanden kenne, keine Ahnung habe, wie irgendetwas läuft. Ich wollte raus aus meiner Komfortzone. Weg vom Üblichen. An einen Ort, der mich auf vielen Ebenen herausfordert. Ein Ort, an dem ich durchgeschüttelt werde.
- Was hat dich an der neuen Stadt bzw. der neuen Universität am meisten überrascht?
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Der Campus der Geidai University im Stadtteil Ueno ist eine kleine Oase im Treiben von Tokyo. Mich überraschten die Ruhe und Gelassenheit des Ortes. Dass der Campus eigentlich in einem üppigen Garten steht, alte Kampferbäume und duftende Kräuter an jeder Ecke wachsen und kleine Schwärme von Sittichen krächzend über mir ihre Runden drehen.
(Und ich hatte auch nicht gedacht, dass ich von so vielen Mücken gestochen werden würde…)
- Was war die grösste Herausforderung während deines Auslandssemesters?
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Mein Heimweh. Ich vermisste Menschen, die mir nahestehen. Menschen, mit denen ich schon eine längere und tiefere Beziehung führe. Es war ungewohnt, nur Leute, um mich rumzuhaben, die ich gerade erst kennengelernt habe.
- Welche interessanten Erfahrungen hast du machen können und welchen Einfluss hat dies auf deine künstlerische Praxis?
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Ich machte die Erfahrung, dass wenn ich an einem neuen und unbekannten Ort bin, ich befreiter arbeite. Ich versuchte mehrere Dinge aus, ohne Angst zu haben, zu scheitern oder Fehler zu machen. Denn ich bin ja nicht dort, wo ich normalerweise arbeite. Hier kennt mich niemand. Ich wollte auch niemanden wirklich beeindrucken, sondern lediglich Dinge tun, die mich interessieren und erfreuen.
- Mit welchen Erlebnissen und Ergebnissen bist du zurück gekommen?
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Dass ich mich selbst auf eine neue Art kennengelernt habe. Dass ich mir diese Zeit für mich rausgeholt habe, um Neues auszuprobieren, einfach mal zu versuchen und zu schauen was dabei herauskommt. Trotz Angst und nicht-wissen-was-auf-mich-zukommt mich wagen, gehen, lernen.
- Welches sind deine aktuellen Projekte?
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Ich entwickle zurzeit meine Diplomarbeit: Mich faszinieren Moose und Flechten wegen ihrer Filigranität, Gestalt und ihrer Fähigkeit, an scheinbar unmöglichen Orten wachsen zu können. Während meines Austauschsemesters machte ich eine Recherchereise durch Japan, wo ich unter anderem den Saihoji-Tempel, auch bekannt als Moos-Tempel, in Kyoto besucht habe.