- Lea Ingber: Du studierst im Master Specialized Music Performance, Solist. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
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Carter Muller: Jeder Tag ist anders. Ich geniesse diese Freiheit, da ich neugierig bin und jede Gelegenheit nutze, meinen Horizont zu erweitern. Natürlich übe ich täglich am Klavier und habe regelmässig Stunden bei meinem Hauptdozenten Till Fellner. Zudem belege ich Kurse, die mich auf mein Leben als Profimusiker vorbereiten: zum Beispiel wie ich eine Webseite aufbaue oder mich in den sozialen Medien präsentiere.
- Du bist schon oft aufgetreten. Gab es ein Highlight?
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Mein Bachelorprojekt im vergangenen Juni war wichtig für mich. Ich habe Schuberts «Kreisleriana» mit einer meiner Eigenkompositionen kombiniert. Ich habe dazu mit dem Designstudenten Dominic Rüegg zusammengearbeitet, der das Stück visuell umgesetzt hat. Entstanden ist eine Art immersives Erlebnis. Ich liebe es, zu experimentieren und Neues auszuprobieren.
- Wie würdest du deinen Stil umschreiben?
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Das mag paradox klingen, doch ich gehe Musik zugleich intellektuell als auch intuitiv an. Für mich ist es wichtig, beide Seiten zu integrieren. Wenn ich spiele, fühle ich mich immer wieder anders, selbst wenn ich dasselbe Stück mehrmals spiele. Das ist das Wunderbare an Musik: Man kann wirklich alles fühlen. Grundsätzlich gibt mir Musik ein Gefühl von Glück und Zufriedenheit.
- Die meisten jungen Menschen interessieren sich nicht für klassische Musik. Klischee oder wahr?
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Ich bin vielleicht naiv, aber ich glaube nicht, dass die klassische Musik an Wichtigkeit verlieren wird. Viele Konzerthäuser bemühen sich, ein jugendliches Publikum zu erreichen. Ist die anfängliche Skepsis erst einmal überwunden, entdecken viele, wie verbunden klassische Musik mit ihrer eigenen Musik ist. Sie ist viel zugänglicher, als die meisten glauben. Du entdeckst in jeder Komposition immer wieder Neues und Interessantes.
- Was hast du nach dem Studium vor?
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Vorläufig will ich weiterstudieren und von anderen Pianist:innen lernen. Mittlerweile werde ich aufgrund meines Spielstils für Konzerte angefragt – darauf bin ich wirklich stolz. Ich hoffe, das geht so weiter und es ergeben sich dauerhafte Verbindungen mit anderen Musiker:innen.
- Welches war deine bisher beste Entscheidung?
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Mit 17 Jahren nach Zürich zu kommen und hier meinen Bachelor an der ZHdK zu machen. Ich habe viel über die Musik und mich selbst gelernt und bin tollen Menschen begegnet.