- Frederic Poppenhäger: Wieso hast du dich für die Vertiefung Trends & Identity entschieden?
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Sahili Albert: Um ehrlich zu sein der Bezeichnung wegen. Sie steht für das, was mich zum Zeitpunkt der Studienwahl am meisten bewegte: die Suche nach meiner Identität. Als Bürgerin mehrerer Staaten, darunter auch die Schweiz, verspürte ich immer eine gewisse Unruhe, was meine eigentliche Herkunft anbelangt. Nach meinem Studium der visuellen Künste in der Dominikanischen Republik hatte ich das Gefühl, dass ein Designstudium an der ZHdK der logische nächste Puzzlestein in der Lösung dieses Rätsels darstellt.
- Was inspiriert dich?
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Ich ziehe meine Inspiration seit jeher aus meinem kulturellen Hintergrund, der mexikanisch, dominikanisch und schweizerisch ist. Ich hinterfrage etablierte Ideologien, habe aber trotzdem grossen Respekt vor Traditionen und über Generationen überlieferten Bräuchen. Zudem inspirieren mich lange Gespräche mit Menschen aus meinem Umfeld zum Thema, wie wir mit unserer Identität und der Konfrontation mit Unbekanntem umgehen.
- Wie prägen das Leben und das Studium in Zürich deine Kunst?
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Ich betrachte Kunst und Design als eine Art Zwiegespräch und stelle fest, dass ich meine visuellen Entscheidungen hier in Zürich viel bewusster fälle als während meines Studium der visuellen Künste in der Dominikanischen Republik. Die Ästhetik ist eine andere, die Farben und Konzepte sind hier in stetem Wandel, und das schlägt sich in meiner künstlerischen Arbeit nieder. Das Thema ethnische Herkunft ist für mich zentral geworden, seit ich hier lebe, da ich diesbezüglich mit vollkommen neuen Problemen konfrontiert wurde, die ich nur vom Hörensagen kannte. Als Afrolatina will ich mich dieser Problematik aktiv stellen. Ich bin selbstbewusster geworden und stolz auf meine Herkunft.
- Welche Rolle spielen Trends in unserer Gesellschaft?
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Trends definieren sich in unserer Gesellschaft laufend neu. Sie spielen eine wichtige Rolle dabei, wie wir uns definieren, anderen gegenüber erklären und charakterisieren, und wie wir eine mögliche Zukunft sehen. Trends spielen zugleich mit der Nostalgie dessen, was war, und den aufregenden Verheissungen der Zukunft.
- Welches sind deine Pläne für die Zeit nach dem Studium?
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In letzter Zeit versuche ich mit der Idee anzufreunden, dass ich das nicht wirklich weiss, und dies auch einfach so zu sagen. Ich verändere mich laufend, und mein Leben, meine Träume und Pläne haben sich grundlegend gewandelt, seit ich hier lebe.
- Wer oder was verdient eine Renaissance?
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Ich nehme diese Frage wörtlich und beantworte sie ganz persönlich. Ich würde mir wünschen, dass mein Vater wiedergeboren wird. Er starb, als ich neun Jahre alt war. So hätte ich die Möglichkeit, ihn, seine Träume und seine Erwartungen an das Leben besser kennenzulernen.