Ich bin freischaffender Fotograf mit Schwerpunkt Porträt- und Reportagefotografie. Neben Auftragsarbeiten verfolge ich eigene Projekte mit künstlerischem Anspruch. Eigentlich brauche ich kein Zertifikat für den nächsten Karriereschritt, aber ich habe mich schon immer gerne weitergebildet. Mein Beruf erfordert Offenheit, Neugier und Flexibilität. So habe ich zum CAS Creationship gefunden, in dessen Rahmen viel an meiner Haltung gearbeitet und mich auch auf persönlicher Ebene weiterentwickelt. Vieles aus dem CAS Creationship hatte ich latent, sowohl beruflich als auch privat, bereits angewandt. Der damals neue CAS Kreativitäts-Coaching kam anschliessend zum richtigen Zeitpunkt.
Ich würde allen, die sich weiterbilden möchten, ans Herz legen, die persönliche Ebene mit einzubeziehen. Es ist eine wunderbare Gelegenheit, diese im Kunstkontext zu bereichern. Ich finde die Einbindung in eine Klasse spannend und schätze den Austausch und die sich herauskristallisierende Dynamik. Die Gruppenkonstellation fördert eine inspirierende und unterstützende Atmosphäre. Ich bin viel lockerer im Umgang mit meiner Umgebung geworden und setze mich gerne mit möglichst unterschiedlichen Menschen auseinander.
Auch mein Projekt für den MAS Creative Practice hat mit Dynamik zwischen Menschen zu tun: Eine Gruppe von Künstler:innen bespielt ein ehemaliges Hotel mit Kunst. Sie verbringt eine gewisse Zeit an einem Ort und wirkt gemeinsam an einem Kunstwerk. Es geht um Verständigung und um Dialog, darum, gemeinsam die Räume zum Leben zu erwecken, etwa mit einer Ausstellung oder einer Videoproduktion. Die Idee einer kreativen Kommune auf Zeit interessiert mich: Wie fühlt sich das an, wenn wir in kurzen Blöcken ganz ins kreative Zusammenleben eintauchen, um dann wieder in unseren individuellen Alltag zurückzukehren?
Ich denke, dass das Erkunden und Eintauchen in konträre Welten – sich also nicht nur in der eigenen «Bubble» zu bewegen – die Neugier wecken und dadurch Einfälle evozieren kann. Einfälle und Inspiration finde ich persönlich beim Switchen zwischen urbaner Gegenwart in Zürich und den Bergen, wo ich aufgewachsen bin.
Ein Visuelles Inventar: Der stille Verfall des Bellevue
Diese Fotoserie dokumentiert die stille Präsenz eines seit Jahren leerstehenden Ortes: das Royal Hotel Bellevue in Kandersteg.
Einst ein Ort voller Eleganz, fünf Sternen und zuweilen Mitglied des renommierten Verbands «Small Luxury Hotels of the World», steht das Hotel heute unberührt im Dorf – ein stiller Zeuge der Vergänglichkeit, dessen Zukunft aufgrund der ständigen Bedrohung durch den «Spitzen Stein» in der Gefahrenzone ungewiss bleibt.
Seit dem Abschied der letzten Gäste wirkt das Hotel wie in der Zeit eingefroren, unberührt von menschlicher Hand – nur wilde Tiere versuchen, die verlassenen Räume für sich zu erobern.
«Nicht zuletzt ruft dieser Ort bei mir eine starke Erinnerung wach, da meine Grosseltern direkt neben dem Hotel lebten. Als kleiner Junge konnte ich von ihrem Garten aus, über die Johannisbeersträucher hinweg, die Hotelgäste hoch zu Ross auf dem angrenzenden Reitplatz beobachten – eine Erinnerung, die sich nachhaltig in mein Gedächtnis eingebrannt hat», führt Michael Sieber aus.
Diese Serie versteht sich nicht nur als visuelle Bestandsaufnahme, sondern auch als Einladung, die verborgenen Geschichten eines Ortes zu erahnen, der zwischen Verfall und Erinnerung schwebt. Die Melancholie und die zerbrechliche Anmut des Verfallenen regen dazu an, über den Wandel von Raum, Zeit und menschlicher Präsenz und Abwesenheit zu reflektieren.