Arc-en-Ciel
Ensemble für zeitgenössische Musik der ZHdK
Mariano Chiacchiarini - Leitung
Xavier Dayer (*1972)
‘Le désert, cʼest ce qui ne finit pas de finir / Lʼocéan, cʼest ce qui finit de ne pas finir’ (2010)
Elena Mendoza (*1973)
Díptico (2004)
Wojciech Chalupka
'Veil' (UA, 2024)
Pengy Li (*1999)
'Bee swarm disease' (UA, 2024)
I:Assembly line
II: Struggling
III: After Struggling......
Elena Mendoza
‘Zwei Szenen’(2019)
CH-EA
For viola solo (Kinga Wojdalska) and instrumental groups
Eintritt frei, Kollekte
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Le desert, c’est ce qui ne finit pas de finir
L’ocean, c’est ce qui finit de ne pas finir (Xavier Dayer)
Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Trompete, Perkussion, Klavier, 2 Geigen, Bratsche, Violoncello, Kontrabass
Wo endet die Wüste, wo beginnt der Ozean? Die zwei Gebiete scheinen sich diametral entgegenzustehen. Doch an dialektischem Widerstand zeigt diese Musik kein Interesse. Zwei Orte, die unbewohnbar scheinen, werden in eine unheimliche, unvorhersehbare Verbindung gebracht. Denn anstatt der Betonung dieser Gegensätze werden in Xavier Dayers Stück eine grosse Nähe der Orte kreiert und Gemeinsamkeiten hervorgehoben. Fragen der Endlichkeit und Unendlichkeit, Formen der Natur, sowie die Suche nach einer Zirkularität, werden in der Musik untersucht und beleuchtet.
Dayer sieht den Titel, in diesem Fall ein Zitat des Dichters Edmond Jabès, jedoch nicht als gegebenes Programm. Im Kompositionsprozess erscheint ihm dieser oft erst während des Komponierens. Am Anfang steht eine Idee, eine Atmosphäre. Aus dieser entsteht eine erste Linie, die, fast im Sinne der Kompositionsweise der Renaissance, durch weitere Linien oder Gesten ergänzt wird, bis aus der entstandenen Polymelodik die gesuchte Klanglichkeit entsteht.
(Leandra Nussbaumer)
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Díptico (Elena Mendoza)
Klarinette, Saxophon, Violoncello, Klavier und Perkussion
Was passiert, wenn sich Komponist:innen des 21. Jahrhunderts mit der siebenhundert Jahre alten Musik von Guillaume de Machauts «Messe de Nostre Dame» auseinandersetzen? Im Fall von Elena Mendoza entsteht daraus «Díptico». Dieses zweiteilige Werk, welches im Rahmen des Projekts «Tres miradas sobre Machaut» des Ensembles «Taller Sonoro» in Auftrag gegeben wurde, diente ursprünglich als zeitgenössische Ergänzung zu Machauts Gloria (erster Teil von «Díptico») und Agnus Dei (zweiter Teil von «Díptico»).Während der fliessende Charakter des ersten Teils und die kontemplative Art des zweiten Teils an ihre jeweiligen historischen Vorlagen erinnern, vereinigt Mendoza formtypische Elemente der Ars Nova mit ihrer eigenen, variantenreichen Klangsprache. Im steten Wechselspiel zwischen ton- und geräuschhaften Klängen entsteht ein intensiver Dialog zwischen rhythmischen Überlagerungen und stehenden Klangflächen, woraus ein komplexes, vielschichtiges Hörerlebnis entsteht.
(Emanuel Steffen)
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Veil (Wojciech Chalupka)
Flöte, Oboe, Klarinette, Saxophon, Horn, Posaune, Harfe, Schlagzeug, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass
In einer Welt, die von Materialismus und Oberflächlichkeit geprägt ist, strebt der Mensch unermüdlich nach einer tieferen Bedeutung. Doch wie können wir zu dieser vordringen?
Der Schleier bildet eine Grenze zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, zwischen dem Profanen und dem Heiligen. Der Komponist Wojciech Chalupka thematisiert diese Grenze in seinem Werk für Ensemble Veil und stellt die entscheidende Frage: Wo ziehen wir heute die Grenze zwischen dem Heiligen und dem Profanen? Chalupkas Komposition lädt dazu ein über diese Fragen nachzudenken. Seine Musik entführt das Publikum in eine heilige Sphäre und ermöglicht einen Blick hinter die Fassade des Alltags. Dabei geht es dem Komponisten jedoch nicht nur um die Grenzerfahrung selbst; Chalupka versteht es, diese Grenze auf raffinierte Weise auszuloten, sodass die Grenze an sich ins Zentrum gerückt wird.
(Alena Müller)
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Bee swarm disease (Pengyi Li)
Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Trompete, Posaune, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass
Einige Instrumentalstimmen werben um etwas Begehrenswertes. Die Dichte dessen steigert sich allmählich bis zu einem bestimmten Intensitätsgrad. Diese Intensivierung der Mittel der musikalisch notierten Stimmen öffnet die Bühne für ein begrüßenswertes Zweifeln an denselben. Ein wesentlicher Vorteil der Notation, ihre schriftliche Fixiertheit, kehrt sich anmutig um. Als Konsequenz dessen werden die toten Winkel der Fixiertheit mit anderen Mittel ergänzt; es wechselt sich temporär und durchmischt die Notationsform. So lässt sich Improvisation in ihrer begrifflichen Weite vom Ohr fassen. Im Nachhinein sagte der Komponist, «Ich musste von A nach B, und das war Arbeit».
(Wyatt Wakefield)
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Zwei Szenen (Elena Mendoza)
Flöte, 2 Klarinetten, Posaune, Schlagzeug 1/2, Akkordeon, Klavier, 2 Violinen, Viola, 2 Violoncelli, Kontrabass
Um die Aspekte eines Ensembles als gesellschaftliche Gruppe zu erforschen, wird die Frage nach der Beziehung zwischen der Solistin und dem Instrument sowie dem Ensemble an sich in zwei Szenen gestellt, die auf zwei Geschichten zurückgehen: In Anlehnung an das Musiktheaterstück La ciudad de las mentiras der Komponistin wird in der ersten Szene die Beziehung zwischen der Bratschistin und ihrem Instrument in Form eines Hochzeitsrituals dargestellt. Dieser durchaus surreale Moment stellt musikalisch den Versuch der Protagonistin dar, eine intensive Beziehung zu etwas Nicht-Menschlichem aufzubauen, um der erdrückenden Realität zu entkommen. Die betonte Beziehung zwischen dem Individuum und der Gruppe wird in der zweiten Szene allmählich aufgelöst und musikalisch und räumlich in eine solistische Streichergruppe von fünf Spieler:innen transformiert. Dieses Kollektiv stellt ein soziales Konstrukt aus Kafkas Erzählung dar: die künstlich geschaffene Identität, die sich nur durch die Ablehnung des Anderen definieren lässt. Das Stück beleuchtet die komplexen Aspekte der menschlichen Identität und die existenziellen Herausforderungen, die sich aus der sozialen Isolation sowie dem Willen zur Zugehörigkeit ergeben.
(Matea Susic)
Programmtexte werden durch Theoriehauptfachstudierende generiert.
zhdk.ch/zhdkorchester