Im Zentrum des Projekts »Sound Colour Space. A Virtual Museum« steht das Begriffsfeld Klang, Ton, Tonhöhe, Klangfarbe in seiner Beziehung zu visuellen Phänomenen und geometrischen Konzepten. Das Projekt erforscht adäquate Darstellungs- und Vermittlungsformen und präsentiert eine Sammlung von wissenschaftlichen Illustrationen und Diagrammen, sowie die zugehörigen Materialen und Forschungsergebnisse in einer dynamischen und offenen Onlinepublikation.
Im Zentrum des Projekts Sound Colour Space. A Virtual Museum steht das Begriffsfeld Klang, Ton, Tonhöhe, Klangfarbe in seiner Beziehung zu visuellen Phänomenen und geometrischen Konzepten. Das Vorhaben versteht sich als Beitrag zu einem interdisziplinären Forschungsgebiet und erforscht seine adäquaten Darstellungs- und Vermittlungsformen.
Zahlreiche Wissenschaftler und Philosophen von der Antike bis zur heutigen Zeit haben die Beziehungen zwischen Ton, Farbe und Geometrie untersucht. Viele ihrer Visualisierungen zu akustischen, optischen und wahrnehmungsbezogenen Themen sprechen zu den Augen und sollen vergleichend studiert werden. Diese Bilder interessieren aufgrund ihrer diagrammatischen Struktur, in der Weise wie sie Text, bildliche und räumlicher Strukturen auf einer zweidimensionalen Fläche arrangieren und wie sie philosophische und psychologische Fragestellungen angehen. Oft haben sie einen besonderen ästhetischen Wert. Die Wechselbeziehungen zwischen Schall und Licht, Physik und Wahrnehmung durch die Brille der Geometrie zu betrachten, das heisst durch Verwendung der Mathematik als eine Art universelle Metasprache, ist ein Topos der Wissenschafts- und Philosophiegeschichte, der nicht nur bis in die griechische Antike (Pythagoras, Aristoxenos, Arsitoteles und Euklid) zurückverfolgt, sondern auch auf aktuelle Diskurse in Philosophie und Ästhetik bezogen werden kann.
Das Sammeln und Studieren dieser Materialien und die Versuche sie in Textform zu bringen führt auf die Frage nach den angemessenen Darstellungsformen. Da ein gegebenes Bild oder Diagramm in verschiedenen Kontexten und mit unterschiedlichen Implikationen auftreten kann, erlaubt eine ausgeprägte Netzwerkarchitektur eine redundanzfreie Darstellung der betreffenden Inhalte, wie sie in Fliesstextform kaum zu erreichen ist. Dementsprechend soll unsere Sammlung von wissenschaftlichen Illustrationen und Diagrammen (zurzeit etwa 1000 Bilddateien) und die zugehörigen Materialen und Forschungsergebnisse in einer dynamischen und offenen Onlinepublikation präsentiert werden. Dabei wird die Metapher «Museum» als ein Ort verwirklicht, an dem sich Leute und Objekte begegnen und in vielfältiger Weise interagieren. Besucherinnen und Besucher des Museums erhalten Zugang zur Bildersammlung, sie können Bilder vergleichen und umgruppieren, Erklärungen lesen, Klangbeispiele hören und mit audiovisuellen Anwendungen experimentieren oder geführten Touren folgen.
Darüber hinaus dient das Museum als Forschungsdatenbank, die in Zusammenarbeit mit anderen Forschenden aufgebaut wird.
Die geplante Anwendung basiert auf dem Medienarchiv der ZHdK auf und trägt so zur Weiterentwicklung dieser Plattform als Forschungsinstrument bei.
Die Struktur wissenschaftlicher Erkenntnis im Allgemeinen und die Themen unseres Vorhabens im Besonderen können durch relationale Modelle, wie sie in der Informatik zur Anwendung gelangen, abgebildet werden. Objektrelationale und relationale Datenmodellierung stellen Hilfsmittel zur Interpretation der «Welt» zur Verfügung, die klassisch sequenzielle und hierarchische Wissensorganisation verallgemeinern, indem sie relationale und dynamische Aspekte der betrachteten Gegenstände und Prozesse in natürlicher Weise einbeziehen (vgl. Meier / Wüst 2000, 11–52).
Diese Arten der Organisation und Darstellung von Wissen haben Vorläufer im frühen 17. Jahrhundert. So ist Robert Fludds Templum Musicae (1618) eine Art virtuelles Museum. Fludd nimmt die Architektur des Tempels als Sinnbild für eine Wissenschaft, in der die musikbezogenen Themen ihren Ort im Raum haben. Im Hauptteil des Traktats, werden die verschiedenen aufeinander bezogenen Teile des Tempels entwickelt und «kuratiert» – manchmal durch Hinzufügen weiterer Abbildungen, manchmal über sich verzweigende «Baumsätze» und auch in gewöhnlicher lateinischer Sprache. So entsteht ein Netzwerk der Wissenschaft.