Obschon die Bewegung die definierende Eigenschaft der laufenden Bilder darstellt, gehört sie gleichzeitig auch zu den eigentlichen Problemzonen, da durch sie seit jeher Unschärfe und teilweise ruckelnde Bilder (Shutter-Effekt) hervorgerufen werden und sich beim Betrachten aus naher Distanz eine unangenehme Überforderung der Sinneseindrücke einstellen kann. Das Projekt hat zum Ziel, grundlegende Phänomene der Bewegungsdarstellung und der Bildgeschwindigkeit genauer zu untersuchen, um damit ein Instrumentarium für die produktionsästhetische Diskussion der dritten Projektphase bereitzustellen.
In einem ersten Schritt wurden typische Kamerabewegungen aufgenommen und in verschiedenen Bildfrequenzen und Shutter Angles gedreht um Prognosen über die Produktionsästhetiken zu untersuchen. Filmsequenzen wurden danach in Zuschauerexperimenten anhand von Fragebögen und Eye-Tracking ausgewertet. Die Resultate haben aufgezeigt, dass die Testzuschauer zwar die Bildqualität aufgrund der erhöhten Bildfrequenz zu schätzen wissen, dennoch die Standardbildfrequent mit 24 Bildern pro Sekunde als realistischer empfinden. Vor allem Bewegungen erscheinen langsamer. Allgemein erlaubt die erhöhte Bildfrequenz eine grössere perzeptuelle Erforschung bzw. eine grössere Anzahl visueller Fixierungen.
In einem zweiten Schritt wurde im Dezember 2014 ein weiterer Kurzfilm produziert. Der Film mit dem Titel INVINCIBLE wurde in verschiedenen Versionen gedreht, unter anderem 96 B/s, 48 B/s, 24 B/s und einer variablen Bildgeschwindigkeit. Die Version mit einer variablen Bildrate wurde erstellt, um die Wirkung der Bildfrequenz auf das ästhetische Potenzial zu bewerten. Mehrere Vorführungen mit anschliessenden Diskussionen mit Filmprofis, Experten und Studenten zeigten eine erste Vorliebe für den "cineastischen Look" mit der Standardbildrate von 24 B/s. Die Workshop-Teilnehmer glaubten auch, dass sowohl die Szenografie als auch die Montage an die höhere Bildfrequenz angepasst werden müssten.
OUTPUT
Fachtagung:
- Die Unerträglichkeit der Bewegung, Zürcher Hochschule der Künste ZHdK, 6. Juni 2015
Anlässlich der Fachtagung im Juni 2015 wurden die Resultate mit Forschenden und Vertretern der Filmbranche eingehend zur Diskussion gestellt. Dieser Anlass schloss inhaltlich an die Tagung "Die Unerträglichkeit der Schärfe" vom Oktober 2013 an (vgl. Projekt Digitized Reality: 4K).
Publikationen (Conference Procedings):
- Iseli C., Loertscher M.L. (July 2016). Digitized Reality: The Trouble with Motion. In A. C. Valente, R. Capucho (Eds.), Avanca | Cinema 2016: Proceedings of the International Conference Cinema – Art, Technology, Communication (pp. 1071-1076) Avanca, Portugal. Edições Cine-Clube de Avanca. ISBN: 978-989-96858-8-8
Prize Engr. Fernando Gonçalves Lavrador for best the conference paper 2016.
Vorträge:
- Iseli, C.; Loertscher, M.L., (June 2017) The Cinematic Look and the Paradox of High Frame Rate, Paper presentation at for the Conference of the Society for Cognitive Studies of the Moving Image (SCSMI), Helsinki, Finnland.
- Loertscher, M.L., Iseli C. (April 2016) Digitized Reality – The Effects of High Frame Rate on Visual Perception, Paper presentation at for the Conference of the Society for Cognitive Studies of the Moving Image (SCSMI), Ithaca, NY.
- Iseli, C. (Feb 2015) Digitized Reality: 4K and HFR (unveröffentlicht). In: Cinematography Days, HdM Stuttgart
- Iseli C., (April 2015). The Trouble with Motion (unveröffentlicht). In: European Film School Network Conference (EFSN), Paris