In dem Projekt soll der Fehlversuch, d.h. eine zielgerichtete, letztlich aber scheiternde Unternehmung als ästhetische, kritische oder erkenntnistheoretische Handlung ergründet werden. Die zu untersuchende These lautet dabei, dass eine solche Konstellation (des gegebenenfalls inszenierten) Misslingens eine Form ausdrücklicher künstlerischer agency bildet, oder anders gesagt, dass das Handeln mit/am Material eine Ermächtigung bedeutet, die im Fehlversuch ansichtig wird.
Der Versuch an einer bestimmten Anordnung (sei dies ein physisches oder ein virtuelles Dispositiv) und besonders das Misslingen dieses Versuchs manifestiert auch einen Übertritt von agency von der handelnden Künstlerin auf das Material. Der ins Kunstwerk eingeschriebene Fehlversuchs und die damit einhergehende Widerständigkeit materieller Bedingungen deuten auf eine Reziprozität von Akteur:in und Handlungsraum hin und setzen damit eine nicht-subjektzentrierte Vorstellung von Handlung voraus. Das zwischen Künstler:in, Handlungsraum und Objekten verteilte Handlungspotential ist aus den spezifischen situativen Gegebenheiten heraus zu verstehen, d.h, es gilt Kunst als Handlungssystem zu begreifen, in dem es zu Transgressionen von Handlungspotenzial zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren kommt. Es stellen sich also weiterhin Fragen der material agency als Widerstand oder gar als eigene Gerichtetheit. Im Rahmen des Projekts wird daher der Agency-Begriff genauer beleuchtet. Es soll danach gefragt werden, wie der aufgeladene, in viele fachliche Richtungen verweisende Begriff für die Untersuchung besagter These (über den Fehlversuch als Ausdruck von agency) implementiert werden kann.