Das Forschungsprojekt »Telematische Performance« untersucht die Performance-Praxis von Musik und performativen Künsten im telematischen Netzwerk, mit dem Ziel, grundlegende Standards und Kommunikationsprotokolle für die telematische Praxis zu erarbeiten. Die Resultate werden in Zukunft künstlerischen Projekten zur Verfügung stehen und in der Lehre zur Anwendung kommen.
Telematik, seit den Anfängen der 90er Jahre durch die Entwicklung des Internets in der interaktiven Medienkunst zu einem wichtigen Begriff geworden, ist seit April 2013 an der ZHdK in einer Reihe von Musikprojekten vorgestellt und untersucht worden. Geleitet wurden diese Projekte von Matthias Ziegler, Departement Musik (DMU) und Johannes Schütt, Institute for Computermusic and Sound Technology (ICST). Die visuelle Komponente der Projekte wurde von Daniel Späti, Departement Design (DDE), Benjamin Burger (DDS) und Joel de Giovanni betreut. Externe Partner waren Mark Dresser, Universität San Diego (UCSD), Michael Dessen, Universität Irvine (UC Irvine) und Hugo Ryser, MediaLab, Hochschule der Künste Bern (HKB). Die Zusammenführung von Konzerträumen über Internet zu einem telematischen Raum eröffnet neue Möglichkeiten der kompositorischen und improvisatorischen Musikpraxis, führt aber auch zu einer veränderten Wahrnehmung der Musik und der performativen Künste durch eine oder mehrere parallel beteiligte Zuhörerschaften. Bereits in der Mitte des letzten Jahrhunderts, vor der Zeit des Internets, waren Künstler fasziniert von den Möglichkeiten des Zusammenspiels auf grosse Distanz und von der Idee einer Präsenz und eines gestaltenden Eingreifens in einem entfernten Raum (John Cage, Imaginary Landscape No 4 (1951), eine Performance, bei der Transistorradios als Musikinstrumente vernetzt waren). Ebenso wurden Radio, Telefon und Telex in der Interaktiven Kunst mit einbezogen. Nach der Einführung des Breitband-Internets in den 90er Jahren wurden die neuen Möglichkeiten der Kommunikation in die Performance-Praxis einbezogen. Obwohl in den letzten Jahren zahlreiche Projekte zum Thema der Netzwerkkunst entstanden sind, hat sich bis heute keine eindeutige Kunstrichtung etabliert. Zu unterschiedlich waren die Ansätze und auch die Technologien. Der Telematische Raum besteht aus einer Verschränkung von realen Räumen, er ist flüchtig und zusammengesetzt aus virtuellen und realen Bildern. Zum telematischen Raum gehört jedoch neben der sichtbaren Komponente ebenso das verbindene Netzwerk, das mit seiner „Mechanik“ auf die Performance Einfluss nimmt. Wenn 2-dimensionale Bilder in Echtzeit auf 3-dimensionale Klänge und Räume treffen, dann erfordert das Zusammenwirken dieser Elemente eine Inszenierung. Der Campus der ZHdK verfügt über ein internes Medianetz, über das alle Räume innerhalb der ZHdK für telematische Projekte miteinander vernetzt werden können, und bietet sich an für die Versuchsanordnung des geplanten Forschungsprojektes. Die Verzögerungen, die sich durch die Distanzen von Verbindungen rund um den Erdball ergeben, lassen sich dabei elektronisch simulieren.
Das vorliegende Forschungsprojekt untersucht die Performance-Praxis von Musik und performativen Künsten im telematischen Netzwerk, mit dem Ziel, grundlegende Standards und Kommunikationsprotokolle für die telematische Praxis zu erarbeiten. Die Resultate werden in Zukunft künstlerischen Projekten zur Verfügung stehen und in der Lehre zur Anwendung kommen.