Ursprünglich habe ich in Hong Kong Glasbläserei studiert. Ich nutzte damals bereits meine Glasobjekte für grössere Installationen, mit denen ich interagierte und performte. Was mich nach wie vor an der Glasbläserei fasziniert, ist das Performative im Handwerk. Der Prozess des Machens, bei dem unkontrollierbare Faktoren eine Rolle spielen. Das Material lässt sich je nach Temperatur und während eines kurzen Zeitfensters unterschiedlich formen. Es ist ein repetitiver Prozess und trotzdem entsteht immer wieder etwas Neues.
Am diesjährigen ACT Festival, einer Kooperation verschiedener Kunsthochschulen, habe ich die Performance «Permanently Unlanded» gezeigt. Wegen des kurzen Zeitfensters startete ich mit einer Liveübertragung. Die begann bei mir zu Hause, von wo aus ich auf einem Rollkoffer, den ich von Hong Kong nach Zürich mitgenommen hatte, sitzend zum Veranstaltungsort fuhr. Die Fahrt dauerte etwa zweieinhalb Stunden. Am Veranstaltungsort konnte man via Screen meinen Weg verfolgen. Als ich vor dem Gebäude eintraf, strömten die Leute nach draussen, um mich zu empfangen. Auf die Idee mit dem Koffer bin ich gekommen, weil es für viele meiner Mitmenschen schwierig ist, in Zürich eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Bei mir kam der Umzug von Hong Kong dazu.
Seit sich die politische Situation nach 2019 verändert hat, kämpft meine Generation von Hongkonger:innen darum, irgendwohin oder gefühlt nirgendwohin zu ziehen. Ich habe das Gefühl, dass mein Leben in einen Koffer passt und ich ständig dabei bin, umzuziehen. Diesem ernsten Thema begegne ich mit Humor. Wenn ich auf dem Koffer sitze, berühren meine Füsse nur knapp den Boden. Ich reite darauf wie auf einem Schaukelpferd. Trotzdem sieht man die Anstrengung dahinter. Ich habe die Performance nicht geübt. Das tue ich eigentlich nie. Die spontanen Interaktionen im öffentlichen Raum lassen sich sowieso nicht planen. Dass jemand eine Frage stellt, mich anfeuert oder grüsst – oder dass ein Hund mich zu beissen versucht. Auf diese Begegnungen muss ich spontan reagieren. Durch das Wiederholen von Aktionen beim Performen falle ich in eine Art meditativen Zustand. Ich bin vollkommen im Hier und Jetzt. Wie beim Glasblasen.
Wenn ich jemandem, die:der sich überlegt, Kunst zu studieren, einen Rat geben müsste, würde ich sagen: Bleib offen für das Unbekannte. Wenn du Performances machen willst, kannst du zunächst vor einem kleinen Publikum üben, mit Leuten, die du kennst. Woran ich mich am meisten gewöhnen musste, waren die Blicke, die sich auf mich richten. Denen bist du automatisch ausgesetzt, wenn du performst, solange du im Raum bist. Aber man lernt, damit umzugehen.