Vergleicht man die Tätigkeit von Komponierenden für Film, Theater und Medien mit jener vor der digitalen Revolution, stellt man fest, wie sehr die Ansprüche gestiegen sind: zu den bisherigen Fertigkeiten in Musiknotation (Komposition, Orchestration, Instrumentation, Arrangement) kommen jene in Medientechnologie und Studiotechnik hinzu, einem sich rasch entwickelnden Fachgebiet.
Komponierende in Film, Theater und Medien sind «Zehnkämpfer». Sie setzen sich mit folgenden Disziplinen auseinander:
- Kompositorischer Eigenständigkeit und Stilkopien (Soundalikes)
- Musiktheoretischem Wissen und Analyse
- Instrumentation und Orchestration
- Dramaturgie
- Funktionaler Musik
- Bild- und Tonbeziehungen (Eyes & Ears)
- Instrumental-vokalem Handwerk / Dirigieren
- Medientechnologie, Producing und Studiotechnik
- Berufswissen (über Film/Media, über das Music Business, den Kulturbetrieb u.v.a.m.)
- Allgemeinbildung (Psychologie, bildende Kunst, Literatur, Geschichte, Politik, Naturwissenschaften, Entertainment u.v.a.m.)
«Zum Beruf der Komponierenden für Film, Theater und Medien gehört eine gewisse Schizophrenie: Auf der einen Seite muss man analytisch, intellektuell, prozessorientiert, buchhalterisch (rational) im Umgang mit Technologien, Zeit und Produktionsschritten sein, auf der anderen Seite muss man in gleichem Masse emotional, intuitiv, ganzheitlich, ursprünglich, unverbildet und direkt (irrational) arbeiten können.» (Enjott Schneider, Filmkomponist)
Das Berufsfeld gliedert sich im Wesentlichen in drei Arbeitsbereiche:
Kreation
als Komponistin, Songwriter, Texterin, Arrangeur, Sängerin, Instrumentalist, das heisst Komponieren, Improvisieren, Interpretieren und Arrangieren in verschiedenen Stilen und Situationen (den eigenen Stil weiterentwickeln und andere Stile adaptieren)
Produktion
als Produzentin/Produzent, Musikerin/Musiker, Dirigentin/Dirigent, Aufnahmeleiterin/Aufnahmeleiter, Tonmeisterin/Tonmeister, Sounddesigner, das heisst Projekt-Organisation und -Umsetzung, Auftragsarbeit unter grossem Zeitdruck, Musik und Ton produzieren, programmieren, aufnehmen, mischen, Beurteilen und Betreuen von Musikerinnen und Musikern
Business
als Unternehmerin/Unternehmer, als Arbeitnehmer (Stückvertrag, Produktionsvertrag, Auftragskomposition) und bei grösseren Produktionen auch als Arbeitgeber, das heisst Kontakte knüpfen (Akquise), Networking, sich im Arbeitsprozess auf andere Menschen einlassen, Teamfähigkeit, Erfassen, Analysieren und Kreieren neuer Trends, Beurteilen und Einordnen von Musik, Kreieren neuer Musikformate.
Studierende in Komposition für Film, Theater und Medien erhalten Gelegenheit, sich während ihres Studiums in ihrem künftigen Berufsfeld zu profilieren und – mit etwas Glück – den Berufsalltag im Rahmen eines Berufspraktikums näher kennen zu lernen.