Zugänge zu Transdisziplinarität
Die Zugänge zur Transdisziplinarität konturieren Denkfiguren und Themenbereiche, in welchen disziplinäre Ordnungen befragt, aufgebrochen oder überschritten werden. Sie bezeichnen inhaltliche Felder, an welchen sich die Lehrveranstaltungen des Masterprogramms ausrichten, und bieten den Studierenden die Möglichkeit, sich an ihnen zu orientieren und während des Studiums und in ihren Mastervorhaben auf einen oder mehrere Zugänge zu fokussieren.
Mittler und Hybride: Figuren des Dazwischen
Wer transdisziplinär arbeitet, verschiebt künstlerische und gestalterische Verfahren, Techniken und Formate, Medien, Sprechweisen oder Begriffe in andere Kontexte, wo sie (neu) verhandelt, auf ihre Übertragbarkeit hin befragt und anders positioniert werden müssen. Im Zuge solcher Übertragungsprozesse entstehen Unschärfen, die mit üblichen kategorialen Rastern kaum zu fassen sind. Der Zugang fokussiert auf Figuren des Dazwischen, auf Übergänge und querlaufende Verbindungen. In den Blick genommen werden Konstellationen mit der Vorsilbe «trans-», die disziplinäre, fachliche, mediale oder kulturell geprägte Paradigmen überschreiten, solche in Verhandlung bringen oder zwischen ihnen vermitteln. In Lehrveranstaltungen mit diesem Zugang werden Konzepte, Projekte und Formate diskutiert und erprobt, die sich einer Zuordnung zu definierten Genres entziehen und damit neue Denk- und Verhandlungsräume öffnen.
Andere Orte, andere Arbeitsweisen, andere Öffentlichkeiten
Theaterschaffende verlassen die Bühne und arbeiten in der Landschaft, Bildende Künstler:innen formieren sich in Kollektiven und schaffen Begegnungsräume an sozialen Brennpunkten, Musiker:innen befassen sich mit Natur- und Alltagsklängen und suchen ein Publikum ausserhalb von Konzertsälen. Die Grenzen zwischen den Disziplinen werden durch Regeln markiert, die sich in tradierten Arbeitsteilungen und definierten Räumen materialisieren. Diese Regeln stehen zur Disposition. Der Zugang fokussiert auf die Kritik an institutionellen Rahmungen und den mit ihnen verbundenen Hierarchien und Ausschlusseffekten. Zur Debatte steht, wie mit räumlichen, sozialen und natürlich-kulturellen Gegebenheiten und Bedingungen gearbeitet werden kann, bisher Ausgeschlossene beteiligt und andere Ökologien und Ökonomien formiert werden können. Fragen nach Autor:innenschaftskonzepten oder das Experimentieren mit unterschiedlichen Formen der Kollaboration – auch mit nicht-menschlichen Akteur:innen – sind Bestandteil dieses Zugangs.
Wissensformen und Denkpraktiken in den Künsten und anderswo
Die Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Fachs zu kennen, eigene Gewissheiten zu hinterfragen und sie zu kontextualisieren, ist eine wesentliche Grundlage für transdisziplinäre Projektarbeit. Der Zugang geht von der Vielfalt und der Gleichwertigkeit unterschiedlicher Weltzugänge aus und stellt die Frage, welche Arten des Wissens in welchen Situationen dazu beitragen, sich in der Gegenwart zu orientieren und ihren Problemen begegnen zu können. Die Lehrveranstaltungen mit diesem Zugang nehmen die kritisch beurteilte Vormachtstellung wissenschaftlicher, vermeintlich objektiver Erkenntnis in den Blick, fragen nach den Politiken dominanter und marginalisierter Wissensformen, verhandeln die Position von Kunst und Ästhetik in der Formation, Organisation und Distribution von Wissen und erproben mögliche Verbindungen von Theoriearbeit und künstlerischer Praxis.