Die Forschungsgruppe befasst sich mit kulturellen Konstruktionen und entsprechenden sozialen Differenzproduktionen im Feld des Visuellen, d.h. mit Fragen zur konkreten, repräsentationspolitischen (Re-)Produktion von UnSichtbarkeiten. Dabei geht es sowohl um analytische als auch interventionistische Ansätze in der künstlerischen Praxis, welche die Zone zwischen Subjekt und Kollektiv, zwischen Individuum und Gemeinschaft als kulturelle Transferzone verhandeln.
Die Forschungsgruppe Zeichenwerkstatt am ICS wurde zur Nachwuchsförderung an der Schnittstelle zwischen Forschung und Lehre gegründet, um die auf Masterstufe erprobte Praxis, künstlerische Projekte und theoretische Reflexionen zu einer Thesis zusammenzuführen, auf postgradualem Niveau weiterzuführen und zu einer eigenständigen Position im Rahmen von Kulturanalyse entwickeln zu können. In der Zeichenwerkstatt wird das kritische Projekt einer Semiologie weiterverfolgt, das frei nach Roland Barthes, den «Machenschaften des Sinns» nachspürt und untersucht, inwiefern «Zeichen eine gesellschaftliche Kraft» (Umberto Eco) sind und ihre Interpretation kulturellen Unterschieden nicht nur unterliegt, sondern diese (re)produziert. Wie Sigrid Schade und Silke Wenk in «Studien zur Visuellen Kultur. Einführung in ein transdisziplinäres Forschungsfeld» (transcript Verlag, Bielefeld 2011) darlegen, sind «Sehen, Lesen, Deuten» miteinander verschränkte Praktiken, die aus einer kritisch analytischen Perspektive in ihren Wechselwirkungen gedacht und genutzt werden sollten.
Gezielt in der Schwebe spielt die «Zeichenwerkstatt» mit dem Begriff des Zeichens an der Schnittstelle von Wort und Bild, von Sprechen und Zeigen und gleichzeitig mit dem Begriff der Werkstatt als Produktionsstätte. Die Gruppe trifft sich für gemeinsame Lektüren, zur Diskussion kulturanalytischer Konzepte, für Besprechungen der künstlerisch_wissenschaftlichen Einzelvorhaben, Textkritik und kollegiales Feedback sowie für Werkstattgespräche zur Entwicklung des ästhetischen Forschungsanliegens.
Zur Zeit sind vier Promotionsvorhaben an der Zeichenwerkstatt beteiligt:
- How to Care for Transformations? Kunstvermittlung als Verhandlungsraum von Un*Sichtbarkeiten (AT), Simon Harder, SNF Förderung: März 2015 bis Februar 2019
- Wandernde Gesten. Eine künstlerisch-kulturanalytische Untersuchung von Bildmigrationen (AT), Irene Chabr, SNF Förderung: Januar 2016 bis August 2017
- Bilderhandlungen: Filmische Relektüren (AT), Noëmie Stähli, SNF Förderung: Januar 2016 bis Dezember 2020 (davon 12 Monate Unterbruch)
- Re-Visioning Histories. Zeitgenössische künstlerische Praktiken der Verschiebung von Geschichte(n) (AT), Julia Wolf, SNF Förderung: Oktober 2017 bis Juli 2020 (davon 10 Monate Unterbruch)
Die Zeichenwerkstatt ermöglicht den Teilnehmer*innen einen Raum zur begleiteten Einarbeitung in den Forschungsstand zu ihren Vorhaben, Anschluss an aktuelle Debatten, Unterstützung durch Diskussion, Kontakte, kollegiale Beratung, Mentoring und Korrektiv.