Anna-Brigitte Schlittler: Die Definition des Begriffs Mode ist immer im Fluss, hier setzen wir an. Es geht um weit mehr als nur Kleidung. Was ist mit Körperbewegung, Haaren, Make-Up, etc.? Ich sehe da ein riesiges Forschungsfeld. Darüber hinaus kritisieren wir den nach wie vor eurozentrisch geprägten Begriff, der dazu führt, dass weite Teile des globalen Modegeschehens sowohl in der akademischen Auseinandersetzung als auch in der kommerziellen Berichterstattung kaum Beachtung finden. Katharina und ich verstehen Mode als Praxis. Wir bewegen uns mit den Buchbeiträgen historisch weit zurück, dann katapultieren wir unsere Leser:innen aber auch ganz unmittelbar in die Gegenwart. /// Katharina Tietze: Wir positionieren uns mit dem Band klar innerhalb der Designforschung: Mode ist Design. Aber wir nehmen auch Stellung zu aktuellen politischen Entwicklungen. Mit Blick auf queere Personen ist mir die Dringlichkeit des Themas nochmals extrem anschaulich geworden. Sie sind aufgrund ihres Looks öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt. Und das macht für mich nochmals klar, wie viel Politik in der Frage steckt, wie Kleidung gegendert ist. Wir können nicht länger von einem Oberflächenphänomen sprechen, denn Mode hat eben stark mit identitätspolitischen Fragen zu tun.