Was verbindet Theorie mit Kunst? Ist sie eine Kunst? Wie sozial oder politisch wirksam ist Theorie? Welche Rolle spielt das Lehren und Lernen von und mit Theorie an Kunsthochschulen? Welche Praktiken der Theoriebildung oder der Rezeption von theoretischem Wissen kennen und nutzen wir? Welche Formen des analytischen Denkens bilden wir aus und welche wollen wir uns abgewöhnen? Wie schulen wir kritisches Denken? Von welchen Theorien sprechen wir? Welche Theorien werden marginalisiert, welche bleiben unhinterfragt machtvoll? Und, was hat das alles mit den verschiedenen Künsten zu tun? Besitzt jede künstlerische Praxis ihre eigene Theorie?
Kulturanalyse und Ästhetik sind nicht nur historisch wichtige Handlungs- und Wirkungsfelder für Künstler:innen an Kunsthochschulen; sie führen an der Hochschule und für deren Akteur:innen auch zu einer vorausschauenden Skepsis ihrer eigenen Aktivität und Aktualität gegenüber. Darüber nachzudenken, dass Heute die Zukunft von Gestern ist, kann für Morgen nicht irrelevant sein. Fragen geschichtlich informiert an die Gegenwart und ihre mögliche Zukunft zu stellen, ist für das kritische Selbstverständnis an Kunsthochschulen bleibend aktuell. Und Fragen formulieren zu können, benötigt reflexive (Methoden-)Kenntnisse und Übung. Dass Reflexion hier aber durchaus körperlich, materiell und medial gebunden ist, ist gerade an Kunsthochschulen eine ‚conditio sine qua non‘. Experimentierfreude und Lust an analytischen Prozessen sollen ebenso im Zentrum der Frühjahrsakademie stehen, wie der Austausch über geteilte Erfahrungen von Widerstand, Scheitern, Unbehagen, Selbst-Kritik, Komplizität, Ironie und Brisanz von theoretischen Praktiken im Kunsthochschulkontext.
In Textlektüren, Lectures, Performances und Workshops widmen wir uns ästhetischen und kulturanalytischen Positionen, die Theorie als analytische, produktive und künstlerische Praxis zu denken und zu erfahren erlauben. Diese Frühjahrsakademie wird von den Forschungsschwerpunkten Kulturanalyse und Ästhetik gemeinsam gestaltet und von Jules Sturm, Sigrid Adorf und Judith Siegmund verantwortet.
Programm
Freitag (19.4.2024) – Eröffnung im Cabaret Voltaire |
18:00-20:30 Lesung von Uljana Wolf (Berlin/New York) und Gespräch mit Jules Sturm:
"Form hilft dem Denken, sich zu erinnern“. Poetische Umwege, theoretische Abwege
Samstag (20.4.2024) – ganzer Tag im Kunstraum |
09:30-11:00 – Einstieg: What is a Theorist? (Lektüre & Reflektion)
Sigrid Adorf, Judith Siegmund, Jules Sturm
11:30-12:30 – Vortrag Kristin Marek (Dresden)
Warum soll ich mir das ansehen? Theorie als Sinn der Kunst. (dt.)
12:30-13:00 – Gespräch
14:00-15:00 – Vortrag Eva Fotiadi (`s-Hertogenbosch)
Research between theory and practice: exhibiting art for sensory diverse bodies (engl.)
15:00-15:30 Gespräch
15:30-16:00 Reflektion
Montag (22.4.2024) – ganzer Tag im Kunstraum |
11:00-12:30 Ramona Mosse (ZHdK) & Anna Street (Paris)
Thinking with Water: Sites of Deluge (dt./engl)
12:30-13:00 Gespräch
14:00-15:30 Amy Pickles (Rotterdam/Brussels)
Deciding Who You Are, after Adrian (engl.)
15:30-16:00 Gespräch
Dienstag (23.4.2024) – ganzer Tag im Kunstraum |
10:00-11:30 Alice Lagaay (Hamburg): Performative Theory in Artistic Research and beyond: on the (intra)relation between discourse and practice from a performance philosophy viewpoint (dt./engl)
11:30-12:00 Gespräch
13:00-15:00 Dominique Raemy (ZHdK) & Sebastian Köthe (ZHdK)
Widerstand, theoretisch (dt.)
15:00-15:30 Abschlussreflektion