Filmische und kuratorische Interventionen in die Unverfügbarkeit (audio-)visuellen Erbes im Libanon, in Palästina und Israel (Arbeitstitel)
Iris Fraueneder
Mein Dissertationsprojekt setzt sich mit Absenzen, Kontingenzen und alternativen Existenzmodi von Filmen und Fotografien aus dem Libanon und Israel-Palästina auseinander, die politisch und historisch bedingt dem Sehen entzogen werden, materiell unverfügbar oder inexistent sind (zensiert, zerstört, ungemacht, nicht fertiggestellt etc.). Dazu untersuche ich aktuelle filmische und kuratorische Interventionen in die Abwesenheit und deren ästhetische Operationen – Projekte, die Neuverortungen und Rediskursivierungen abwesender Bilder vornehmen um den Blick unter anderem auf historische Ereignisse neu zu justieren. Die Verhältnisse konkreter ästhetischer Strategien zu (kultur-)politischen Realitäten auslotend analysiere ich unterschiedliche filmische und kuratorische Praktiken des Antwortens auf verlorene Bilder, des Freilegens ungesehener Bilder, des Ersetzens ungemachter Bilder, des Übersetzens unverfügbarer Bilder oder des Umkodierens verfügbarer Bilder. Da es sich um Praktiken handelt, die meist ohne Rekonstruktion bzw. Nachbildung operieren, resultiert aus den Analysen eine Taxonomie verschiedener Kontingenzen von Bildern in sowohl ontologischer als auch phänomenologischer Hinsicht, um aufzuzeigen, in welche anderen Modi Bilder überführt werden beziehungsweise sich bewegen, um anders (wie, wo, wann, durch wen) existieren zu können. Auf einer medientheoretischen Ebene stellt sich dabei unter anderem die Frage, in welcher Form ein Film existiert, bevor er realisiert wird beziehungsweise in welchen Verweis-Systemen ein Film existiert, wenn er nicht mehr verfügbar ist.