Energetische Körper-, Bild- und Raumimaginationen der sowjetischen Avantgarde (AT)
Werner Boschmann
Ziel dieses Dissertationsprojekts ist es, die Zirkulation und Produktivität des Begriffs der ›Energie‹ zwischen den Wissenschaften und Künsten in der frühen Sowjetunion zu untersuchen. Ausgangspunkt ist die Beobachtung eine äußerst virulente Auseinandersetzung mit verschiedenen Energiekonzepten einerseits im avantgardistischen künstlerischen Milieu, andererseits in verschiedenen wissenschaftlichen Kontexten wie der sowjetischen Arbeitswissenschaft und den Sozialtheorien. Das Projekt untersucht, wie Begriffe der Präsenz, Intensität, Dynamik, Wirkung, Kunstproduktion und -rezeption sowie Produktivität als Konzepte der Energie neu artikuliert und metaphorisch figuriert werden. Aus diesen Interaktionen zwischen Kunstpraktiken, Theorien und Wissenschaften entstehen neue Formen des Wissens.
Das Projekt untersucht diese Wissensformen als Versuche, energetische Transferprozesse zu organisieren. Durch die Analyse von Fallstudien aus den Bereichen Arbeitswissenschaft, Malerei und Architekturtheorie soll die Geschichte und Evolution von Konzepten des Körpers, des Bildes und des Raumes unter dem Eindruck energetischen Denkens erforscht werden. Auf diese Weise wird das Dissertationsprojekt ein neuartiges und umfassendes Verständnis der ästhetischen, phänomenologischen, medialen und epistemischen Verschiebungen liefern, welche die Künste und Wissenschaften gleichsam in den Dienst einer energetischen Zukunft operationalisieren.