Feministisches Filmschaffen in der Zeit der Neuen Frauenbewegung in der Schweiz
Gina Dellagiacoma
Im Zuge der Neuen Frauenbewegung entstanden in der Schweiz ab den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren eine Vielzahl feministischer Filmarbeiten. Nicht nur erprobten die Filmemacherinnen neue Wege der Produktion und Distribution, sie eroberten zudem den patriarchal dominierten Raum Kino, schufen neue Vorführorte und -Formate. Es entstanden noch nicht dagewesene und öffentlichkeitswirksame Plattformen zur Inszenierung und Aushandlung bislang marginalisierter Anliegen und Lebensrealitäten. Den sogenannten ‘Pionierinnen’ und ihren feministischen Filmarbeiten gehe ich in meiner Forschungsarbeit nach.
Aus einer kulturanalytischen Perspektive untersuche ich feministische Filme als Kulturpraxis, innerhalb und mittels derer zeitgenössische Ordnungen kritisiert und aufgebrochen sowie angeeignet, re-imaginiert und hergestellt werden. Die Filme verstehe ich nicht nur als zeitzeugende Quellen oder gestaltete Medien, sondern allen voran als gestaltende, geschichtsmächtige Akteure. Wie konzipierten spezifische Inszenierungsweisen, Vorführpraktiken und Distributionsformen die Filme als feministische Erfahrungs-, Aushandlungs- und Wirkungsräume? Die Forschungsarbeit sucht zudem nach neuen Einsichten hinsichtlich transnationalen und multitemporalen Bedeutungs- und Wirkungszusammenhängen dieser Produktionen. Wie wurde und wird das feministische Potential der Filme in konkreten gesellschaftspolitischen Kontexten aufgerufen und wirksam gemacht? Wie prägten und prägen spezifische Diskurse und Praktiken ihre Zirkulation?
Im Fokus der Untersuchung stehen dokumentarische wie fiktionale Kurz- und Langfilme aus dem Zeitraum der Neuen Frauenbewegung in der Schweiz. Nebst kulturwissenschaftlichen Filmanalysen führe ich Interviews mit Vertreterinnen dieser ersten Generation feministischer Filmemacherinnen durch, wobei mein Schwerpunkt auf Regisseurinnen des besagten Zeitraums liegt.