Identitätsdiskurse im Gegenwartstheater
Antonia Leitgeb
Spätestens seit den großen Migrationsbewegungen des Jahres 2015 gibt es am Theater einen verstärkten Trend zurück zur gesellschaftspolitischen Positionierung, der insbesondere identitätspolitisch grundierte Fragestellungen in den Vordergrund treten lässt. Die Theaterbühne als Ort der Repräsentation par exellence wird vermehrt daraufhin untersucht, welche Personen(gruppen) repräsentiert sind, wessen Perspektiven im Zentrum stehen und wessen Geschichten erzählt werden. Doch nicht nur das künstlerische Programm wird gründlichen Identitätsdiagnosen unterworfen, auch Produktionskontexte und institutionelle Strukturen geraten in Kritik, denn die künstlerische Produktion scheint inhaltlich nicht mehr von ihrem Entstehungskontext zu trennen zu sein. Das Projekt untersucht dieses neue Verständnis des Verhältnisses von Theater und Gesellschaft unter dem Blickwinkel soziologischer Ästhetiktheorie und stellt die Frage, wie das Theater der Gegenwart künstlerische Strategien des Umgangs mit Identität zwischen Festlegung und Dekonstruktion produktiv machen kann, um aus dem Mikrokosmos des Theaters auf gesellschaftliche Strukturen zurückzuwirken.