Sophie Käser: Nach dem Bachelor an der ZHdK studierst du jetzt Regie im Master Theater. Wieso hast du dich für dieses Studium entschieden?
Fynn Malte Schmidt: Ich war auf einer Sportschule, da war vieles auf Norm getrimmt. Theater war in diesem Umfeld ein Ort, der anders funktionieren darf und soll. Die Position der Regie finde ich spannend, weil sie moderiert, gestaltet und Gedanken und Menschen zusammenführt. Der Master ermöglicht mir, meine Praxis weiterzuentwickeln.
Dein Diplomprojekt feiert im Dezember Premiere. Was kannst du darüber verraten?
Wir bauen einen Diner auf der Bühne A an der Gessnerallee auf und denken mit Milkshakes und vielfältigen Materialien in der Hand über Arbeits- und Lebenszeit nach. Wie ist unser Verhältnis zur Arbeit? In welchen Systemen werden wir in Zukunft arbeiten? Von der kleinen Diner-Welt zu philosophischen Fragen – die wir sicher nicht abschliessend werden beantworten können.
Du hast den ZHdK-Bachelor-Förderpreis Theater und auch ein Exzellenzstipendium der Fondation ZHdK erhalten. Was zeichnet deine Arbeit aus?
Ich glaube, es gelingt mir häufig, eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Das ist mir wichtig und das merkt man am Ende auch auf der Bühne. Wir haben es in den letzten Arbeiten oft geschafft, verschiedene Mikrokosmen im Bühnenraum erfahrbar zu machen. Diese Poesie der kleinen Welten erzählt viel darüber, wo und wie sich Menschen begegnen. Dies in verschiedenen ästhetischen Versuchen und Texten abzubilden, interessiert mich.
Du bist Teil der Studierendeninitiative «Kollektiv der Künste» und engagierst dich bei der Studierendenorganisation VERSO. Was treibt dich an?
Ich finde es wahnsinnig wichtig, das direkte Umfeld durch politische Arbeit zu gestalten und Veränderungen anzustossen, die man ohne dieses Engagement vielleicht nur theoretisch verhandeln würde.
Welches sind deine Pläne nach dem Studium?
Ich möchte als Regisseur zusammen mit Kompliz:innen die Welt aus möglichst vielen Perspektiven beschreiben und im besten Fall durch unsere Praxis Prozesse in den Institutionen reformieren.
Wer oder was verdient es, dass wir genauer hinhören?
Alle Menschen verdienen es, dass wir genauer hinhören, wenn sie aus ihrer Realität berichten. Darauf zu achten, dass diese Realitäten nicht ausschliesslich eurozentrischen, weissen und männlichen Ursprungs sind, wäre ein guter Anfang für etwas, das Kunst sein will.
Aktuell auf der Bühne A, Theater der Künste, Gessnerallee 9 zu sehen:
«Nightshifts on Beatrice», das Diplomprojekt von Fynn Malte Schmidt und Timo Raddatz