Die qualitative Sozialforschung nutzt nicht standardisierte Methoden der Datenerhebung und interpretative Methoden der Datenauswertung. Zu den nicht standardisierten Methoden der Datenerhebung gehören unter anderem verschiedene Formen von Interviews (Leitfadeninterview, narratives Interview, etc.), die teilnehmende Beobachtung oder die Diskursanalyse. Die Interpretation der Daten bezieht sich nicht nur, wie (meist) bei den quantitativen Methoden, auf Generalisierungen und Schlussfolgerungen, sondern auf Einzelfälle. Zentral ist dabei das Verstehen der Hintergründe und Zusammenhänge eines Phänomens aus Sicht der involvierten Personen.
Zu den standardisierten Methoden gehören beispielsweise Fragebogenerhebungen, bei deren Auswertung oft die Darstellung der zahlenmässigen Ausprägung eines Phänomens im Zentrum steht. Die Auseinandersetzung mit Methoden legt nahe, dass die Unterteilung in quantitative und qualitative Sozialforschung auf eine wissenschaftliche Kontroverse des 19. Jahrhunderts zurückgeht: Damals wurde zwischen Sozialwissenschaften nach naturwissenschaftlichem Vorbild und Sozialwissenschaften nach geisteswissenschaftlichem Vorbild differenziert. Im naturwissenschaftlichen Vorbild ging es darum Zusammenhänge quantitativ und daher statistisch zu messen und zu erklären. Im sozialwissenschftlichen Vorbild ging es darum, den Sinn von subjektiven und sozialen Phänomenen umfassend qualitativ zu beschreiben und zu verstehen. Diese rigide dualistische Einteilung ist jedoch heute überholt und in vielen sozial- und erziehungswissenschaftlichen Forschungsprojekten werden beide Methoden kombiniert.
Die Forschung am IAE verschreibt sich insbesondere dem Paradigma der Team- und Aktionsforschung. In der Team- und Aktionsforschung betreiben Praktiker_innen die Beforschung ihrer eigenen professionellen Praxis, um so die Gegenüberstellung von Forschung und Praxis infrage zu stellen. Forschung erfolgt in der Regel nicht über, sondern mit den betroffenen Personen. Der politische Anspruch liegt in der Demokratisierung von Wissenschaft und der Gleichberechtigung zwischen den involvierten Wissenschaftler_innen und Praktiker_innen.
(Philippe Saner und Sophie Vögele)
Literatur
- Oswald, Hans, Was heisst qualitativ forschen? Warnungen, Fehlerquellen, Möglichkeiten, in: Friebertshäuser, Barbara/Langer, Antje/Prengel, Annedore (Hg.), Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft, 3. Aufl., München: Juventa Verlag 2010, S. 187.
- Macion, Andrea/Deutsches Jugendinstitut e.V., Gutes Team: Quantitative und qualitative Sozialforschung am DJI, in: DJI Online Thema 2009/03, https://idw-online.de/de/news304672 (zuletzt aufgerufen: 27.3.2016).