Ende 2024 endet die achtjährige Aufbau- und Entwicklungsphase des PhD-Programms Fachdidaktik Art & Design, das als Initiative zur Stärkung der Fachdidaktiken in den Künsten ins Leben gerufen wurde. Vor dem Übergang in eine neue Arbeitsphase möchten wir unsere Erfahrungen in der Programmarbeit mit weiteren Wissenschaftler:innen und Interessierten teilen und verarbeiten. Mit dem hier vorliegenden kombinierten Call for Contributions für die Publikation und Tagung «OPEN BOOK. Praxisorientierte Forschung in Art Education» (17. bis 19. Oktober 2024, ZHdK) stellen wir erstens die Ausgangslage für dieses Vorhaben und zweitens die Ziele und Adressat:innen vor, mit denen wir dieses umsetzen möchten. Wir laden drittens dazu ein, sich mit einem eigenen Beitrag zu bestimmten inhaltlichen Schwerpunkten einzubringen und informieren viertens über die Organisation, Termine und nächste Schritte.
Das Doppelformat (Tagung+Publikation) richtet sich insbesondere an Personen aus den Feldern Art Education, Kunstpädagogik, Fachdidaktik Kunst und Design und angrenzenden Bereichen, die in praxisorientierte Forschungsprozesse insbesondere im Rahmen von Qualifizierungsprozessen involviert waren, sind oder sein werden. Dazu zählen beispielsweise Studierende im Rahmen des Masterabschlusses, Doktorierende und Forschende auf Post-Doc-Stufe, Betreuer:innen und Gutachter:innen von Masterarbeiten, Staatsexamen, Dissertationen und Habilitationen oder auch Leiter:innen von Promotionskolloquien, Doktoratsgruppen oder Forschungswerkstätten.
Das PhD-Programm Fachdidaktik Art & Design basiert auf einem Grundverständnis von Fachdidaktik Kunst und Design als Vermittlungs- und Handlungswissenschaft, die disziplinär und interdisziplinär ihren Kerngegenstand, die Unterrichts- und Vermittlungspraxen in künstlerischen und gestalterischen Fächern und Kontexten, betrachtet und forschend weiterentwickelt. Als Vermittlungswissenschaft untersucht Fachdidaktik Kunst und Design nicht allein fachspezifische Methoden, Konzepte und Situationen der Vermittlung, sondern stellt produktive Bezugnahmen und Verbindungen zwischen künstlerisch-gestalterischer Praxis, Fachtheorie und Bildungswissenschaften her. Als Handlungswissenschaft verschreibt sie sich der praxisbezogenen Unterrichtsforschung: Fachdidaktische Aussagen und Erkenntnisse werden in engem Bezug zur Praxis und zu Akteur:innen in schulischen und weiteren kulturell bildenden Feldern gewonnen. Sie erhalten ihre Bedeutung und Gültigkeit in der Praxiserprobung, sei es in der Interaktion mit Personen aus den genannten Praxisfeldern oder in der Vermittlung, Anwendung und Erprobung von fachdidaktischer Forschung in der Lehre.
Praxisorientierte Forschungsaktivitäten in Art Education, Kunstpädagogik und Fachdidaktik Kunst & Design zeichnen sich durch heterogene Zugänge aus, die ihre Gegenstandsangemessenheit jeweils unterschiedlich begründen und akzentuieren. Dadurch entsteht eine fachspezifische Methodenvielfalt und Pluralität, die in direktem Zusammenhang zu einem grenzüberschreitenden, interdisziplinären Kunstbegriff eingeordnet werden kann. Entsprechend hoch ist das Interesse nicht nur an methodischen Fragestellungen und methodologischen Begründungen, sondern an einer grundlegenden Klärung der verfolgten Herangehensweisen, ihrer Implikationen, Potentiale und Herausforderungen. Was bislang fehlt, ist eine aktuelle Übersicht über die fach- und themenspezifischen methodischen Zugänge und die daran gebundenen Perspektiven für Forschung in den betreffenden fachlichen Feldern. Wertvolles fachspezifisches Forschungs-Know-How aus jüngeren Forschungsprojekten in Art Education, Kunstpädagogik und Fachdidaktik Kunst & Design versteckt sich bislang häufig in den Methodenkapiteln der individuellen Qualifizierungsarbeiten. Das Wissen und die Erfahrung von Personen, die Forschungsprojekte im Rahmen von Qualifizierungsschritten begleiten, sind in unserem Bereich nur ausschnitthaft dokumentiert und werden über den engeren Kreis der involvierten Personen i.d.R. nicht weitergegeben. Die Orientierung und Situierung eigener Forschungsvorhaben stellen dadurch besondere Herausforderungen beim ohnehin nicht einfachen Einstieg in Forschungsprozesse dar.
Ziele und Schwerpunkte
Wir möchten deshalb den Bestand an Übersichtspublikationen (Peez 2007 / Meyer & Sabisch 2009 / Bockhorst, Reinwand-Weiss & Zacharias 2012 / Kunz & Peters 2019) um ein Handbuch praxisorientierter Forschung in Art Education ergänzen und laden die Fachcommunity dazu ein, dieses Handbuch gemeinsam mit uns zu schreiben. Unter der Leitidee eines «OPEN BOOK» sollen die vielfältigen fachspezifischen Erkenntnisse und Erfahrun-gen, die in den letzten Jahren im Bereich fachdidaktischer und kunstpädagogischer Forschung gesammelt wurden, systematisierend zusammengeführt werden. Wir möchten gemeinsam daran arbeiten, einen aktuellen Methodenstand im Bereich praxisorientierter Forschung in Art Education abzubilden sowie Begründungen und Perspektiven für die Zukunft aufzuzeigen. Das geplante Handbuch soll Orientierung vor und während praxisorientierter Forschungsprojekte bieten, indem es konkrete Wege anhand exemplarischer Einblicke anschaulich darstellt und nachvollziehbar macht.
Die Arbeit am Handbuch steht im Zentrum der dreitägigen Tagung des PhD-Programms Fachdidaktik Art & Design (17.–19.10.2024, ZHdK) und regt spezifische Schwerpunktsetzungen sowohl für die Tagungsgestaltung insgesamt als auch in den einzelnen Beiträgen an. Wir arbeiten bewusst partizipativ und kollaborativ, um vielfältige, sich ergänzende und bereichernde Perspektiven und Dimensionen zu erarbeiten und abzubilden. Um das Publikationsprojekt auf der Tagung zum Dreh- und Angelpunkt der Darstellungen und fachlichen Diskussionen zu machen, bitten wir darum, Vorschläge für Tagungsbeiträge mit einem konkreten Vorschlag für einen Publikationsbeitrag zu verknüpfen und diese innerhalb der folgenden geplanten Kapitel des Handbuchs zu verorten:
- Überblick und Standortbestimmungen (Forschungs- und Entwicklungsstand / disziplinäre Situierungen und Netzwerke)
- Einblicke (Exemplarische Darstellung konkreter Forschungszugänge anhand von Herangehensweisen und Methoden, Arbeitsprozessen und Erfahrungen, Bezugsfeldern und Begründungen)
- Reflexionen und Kritik (Methodologische Überlegungen, Methodenkritik, Meta-Betrachtungen)
- Perspektiven und Kontexte (Desiderate und Visionen, Kontextualisierungen und (interdisziplinäre) Anschlüsse, Erweiterungen und Öffnungen)
Beteiligung und Beitragsformate
Forschende und Forschung begleitende Personen sind herzlich eingeladen, sich aktiv einzubringen. Vorschläge für Tagungsbeiträge sollen in direktem Zusammenhang mit einem Vorschlag für einen Publikationsbeitrag stehen. Wir bitten die Beteiligten daher, ihren Vorschlag für einen Tagungsbeitrag inhaltlich in einem der oben aufgeführten Kapitel (siehe Punkt 3) zu verorten. Individuelle Beiträge sind genauso willkommen wie kollaborative und gemeinschaftliche Einreichungen.
Auf der Tagung können Zeitslots im Umfang von 30 bis 90 Minuten bespielt werden. Wir wünschen uns inhaltlich und formal vielfältige Beiträge, z.B. Kurzimpulse, Werkberichte, Workshops, Moderation oder Mitarbeit in einer Arbeitsgruppe, Vorträge unterschiedlicher Modi in Bezug auf Performanz und Beteiligung, Gesprächsrunden oder aktive Diskussion mit weiteren «Kapitelkompliz:innen». Eigene Formate, die hier nicht aufgeführt sind, können ebenfalls vorgeschlagen werden.
Die Beiträge werden nach der Sichtung durch das Tagungsteam zu einem Tagungsprogramm zusammengestellt, welches sowohl intensives Arbeiten in kleinen Gruppen als auch eine Öffnung für ein breiteres Fachpublikum ermöglichen wird.
Die Eingabe erfolgt über dieses Fomular. Es werden Angaben zu folgenden Punkten erfasst: Kontaktdaten, Titel des Beitrags, Kapitelzuordnung, Beitragsformat und Länge und Beitragsbeschreibung (max. 1500 Zeichen).
Einsendeschluss ist der 20. Mai 2024.