"Making ideas one's own" rather than "owning them": Wie verstehen wir diese Forderung der feministischen anti-kolonialen Denkerin Kathrine McKittrick, "sich etwas anzueignen", anstatt es "zu besitzen"? Was bedeutet diese Haltung für eine kollektive künstlerische Vermittlungs- und Publikationspraxis? Wann ist Reuse im Spannungsfeld zwischen Sozialisierung und Aneignung von Ressourcen eine kritische, politische Praxis?
Donnerstag, 10.4.25, 15 bis 17 Uhr | K72*, Konradstrasse 72, 8005 Zürich
Claudia Hummel und Eva Weinmayr werden in einem Nachmittagsgespräch eine Auswahl raubkopierter Publikationen aus ihren jeweiligen Projekten vorstellen, um an diesen konkreten Beispielen darüber nachzudenken, in welchen Situationen und unter welchen Umständen kulturelle Praxis von Reuse, Sharing, Redistribution in hegemoniale Machtstrukturen intervenieren kann oder diese Hierarchien allenfalls wiederholt und verstärkt.
Eva Weinmayr hat zusammen mit der peruanischen Künstlerin Andrea Franke in London das Piracy Project (2010- 2015), eine Sammlung von mehr als hundert raubkopierten, modifizierten, angeeigneten Büchern zusammengetragen. Die Sammlung bildet den Ausgangspunkt für Gespräche und Worksessions, über kollektive Wissenspraxen (und deren Grenzen), sowie über gängige Konzepte von Originalität und Urheberschaft. Eva arbeitet zurzeit als Gastprofessorin für Critical Acces | Publishing am Institut Experimentelles Design und Medienkulturen an der Basel Hochschule für Gestaltung und Kunst.
Claudia Hummel hat im Rahmen ihres bildungshistorisch angelegten Dissertationsprojekts eine kleine Sammlung von Reprints aus der westdeutschen und West-Berliner Kinderladenbewegung der späten 1960er und frühen 1970er Jahre zusammengetragen. Sie interessiert sich für die darin reproduzierten vielfach aus den 1920er-Jahren stammenden Texte, die das damalige edukative Feld der Neuen Linken informierten, und für das Selbstverständnis der Arbeit im edukativen Feld, die Arbeit des (Selbst-)Publizierens zur Seite zu stellen. Claudia leitet die Studienvertiefung Major "Critical Social Practice in Art Education" des Masters Art Education an der ZHdK.
Der Talk findet statt im Rahmen des Seminars: «Publizieren und Teilen» von Eva Weinmayr im Modul «Sustainable Practices for Precarious Environments» im Major «Critical Social Practices in Art Education».
* K72 ist der vorläufige Name einer neuen Projektplattform in der Konradstrasse 72. Der Ort, Homebase des Forschungsprojekts „druckend denken“ am Department Kulturanalysen und Vermittlung der ZHdK, wird seit Oktober 2024 parallel von Studierenden und Lehrenden des Majors «Critical Social Practice in Art Education» für Aktionen im Feld von Critical Education & the Arts genutzt. Ziel dieser Aktionen und Aktivitäten ist es, eine Schnittstelle zur Stadtgesellschaft herzustellen. Gearbeitet wird dabei mit künstlerisch-edukativen Praktiken.