Wasser ist die Essenz allen Lebens. Es fliesst durch Flüsse und Meere, speist unsere Städte und verbindet die Menschen über Zeit und Raum hinweg. In urbanen Räumen, wo Beton und Glas dominieren, wird diese fundamentale Ressource oft auf ihre blosse Funktionalität reduziert: Trinkwasser aus dem Hahn, ein kühles Bad an einem heissen Sommertag oder ein malerischer Blick auf den See. Doch was passiert, wenn wir Wasser nicht nur als Ressource betrachten, sondern als kulturelles Gut, als Spiegel für Veränderungen und als Medium von Geschichten?
Strandbad Tiefenbrunnen als kulturelle Bühne
Das Strandbad Tiefenbrunnen ist seit den 1920er-Jahren ein Ort der Erholung und der Verbindung zur Natur, mitten in Zürich. Doch Wasser dient hier nicht nur als Rückzugsort, sondern auch als Indikator für den Umgang der Gesellschaft mit natürlichen Gütern. Die Qualität und Zugänglichkeit unserer Gewässer spiegeln wider, wie wir als Gemeinschaft diese Ressourcen schätzen, schützen und nutzen. In den vergangenen Jahren sind die Herausforderungen deutlich geworden: Klimawandel, Verschmutzung und steigende Wasserknappheit belasten nicht nur globale Ökosysteme, sondern auch lokale Gewässer. Zürich mag auf den ersten Blick ein Paradies des Wassers sein, mit seinem klaren See und den belebenden Flüssen. Doch selbst hier machen Wetterereignisse wie Überschwemmungen und Trockenheit darauf aufmerksam, dass wir einen achtsameren Umgang mit dieser lebensnotwendigen Ressource finden müssen.
Wasser in der Stadt: ein globales Thema
Wasser im urbanen Kontext ist ein Symbol für unsere Zeit. In Megastädten wie Kapstadt oder Mexiko-Stadt kämpfen Millionen Menschen mit Wassermangel. In Jakarta dringt das Meer unaufhaltsam in die Strassen vor, während Städte wie Venedig durch den steigenden Meeresspiegel buchstäblich untergehen. Diese weltweiten Krisen zeigen: Wasser ist nicht unerschöpflich. Seine Knappheit und das gleichzeitige Übermass in manchen Regionen ist nicht nur ein ökologisches Problem, sondern auch eine soziale und kulturelle Herausforderung. «Urban Waters» greift diese globale Dringlichkeit auf und verbindet sie mit der lokalen Realität. Zürich ist nicht nur die Stadt der Brunnen, sondern auch ein Ort, an dem Wasser nachhaltig und langfristig geschützt werden muss.
Künste als Medium des Erlebens
Statt wissenschaftliche Fakten nüchtern zu präsentieren, setzt «Urban Waters» auf die transformative Kraft der Künste. Warum? Weil die Künste einen direkten Zugang zu unseren Emotionen und Sinnen bieten. Sie fordern und inspirieren, laden ein, eigene Erfahrungen zu machen und neue Perspektiven zu entdecken. In der Video-Performance «Where Does the Dream Begin?» spürt die Mapuche-Künstlerin Neyen Pailamilla der spirituellen Verbindung zwischen Mensch und Fluss nach, während der Audiowalk «SeeCode» von Diana Fry die unsichtbare Klangwelt des Zürichsees in eine poetische Sprache übersetzt. Besucher:innen werden eingeladen, das Wasser zu hören, zu fühlen und es als lebendigen Akteur wahrzunehmen – nicht als blosse Kulisse. In Projekten wie «Fussbad für alle» von Julia Weber und Mayumi Arai wird das Strandbad Tiefenbrunnen in einen Raum verwandelt, in dem Seewasser als Ressource für Fürsorge und Solidarität erfahren wird. Durch eine DIY-Fussbad-Infrastruktur werden Verbindungen zwischen Fremden geschaffen und die übliche Nutzung des Gewässers hinterfragt. In diesem Kontext werden Themen wie soziale Verantwortung und politische Perspektiven angesprochen, die die Art und Weise reflektieren, wie wir als Gesellschaft mit Wasser und den Ressourcen der Natur umgehen. «Urban Waters» lädt dazu ein, diese Themen nicht nur intellektuell zu hinterfragen, sondern sie durch das sinnliche Erleben von Kunstwerken, die das Wasser in den Mittelpunkt stellen, lebendig werden zu lassen.