Popadićs filmische Reise begann in Belgrad, wo er sich intensiv mit den Grundlagen des Regieführens auseinandersetzte. An der Fakultät der dramatischen Künste werden Kamera, Schnitt, Drehbuch und Regie vom Ausbildungsbeginn an als separate, aber eng verbundene Felder betrachtet. «Diese Herangehensweise hat mich enorm geprägt», erklärt Popadić. «Man wächst gemeinsam mit seinem Team, jeder und jede in seinem Bereich und im Austausch entsteht ein tiefes Verständnis für die verschiedenen Aspekte des Filmemachens.»
Seine Entscheidung, an der ZHdK weiter zu studieren, fiel nicht zufällig. «Ich schätze die institutionelle Anbindung und die Möglichkeit, Teil eines internationalen Diskurses zu sein.» Dabei hebt er die inspirierende Zusammenarbeit mit seinen Mentor:innen Sabine Gisiger und Christian Iseli hervor, die ihm neue Perspektiven auf sein Schaffen eröffnet haben. «Es geht nicht nur darum, Filme zu machen, sondern auch darum, über Film nachzudenken und ihn weiterzuentwickeln.» Auch ist er fasziniert von der technischen Versiertheit der Studierenden an der ZHdK sowie von den sehr guten Studierenden-Filme, die hier entstehen.
Film als Mittel der Reflexion
Popadić wurde aufgrund der Reaktion von internationalen Filmemacher:innen auf seine Doppelfunktion als Soldat und Regisseur zu seinem jüngsten Dokumentarfilm «Echte Schweizer» inspiriert. Darin beleuchtet er die Institution des Militärs mit einem ungewohnten, aber reflektierten Blick. Er bietet einen persönlichen Einblick in die Schweizer Armee aus der Perspektive von vier Offizieren – Popadić selber ist einer von ihnen –, die einen Migrationshintergrund haben und deren Wurzeln nach Tunesien, Sri Lanka und Serbien reichen. Mit viel Humor und Tiefgründigkeit behandelt Popadić Themen wie Heimat, Zugehörigkeit und Integration und hinterfragt dabei gängige Vorurteile.
«Ich wollte verstehen, welche Narrative über das Militär existieren und wie sie filmisch neu interpretiert werden können», führt Popadić aus. Das Thema des Dokumentarfilms hatte er im Rahmen seiner PhD-Forschung vertieft, jetzt zeigt er mit seiner filmischen Auseinandersetzung auf, wie individueller und kollektiver Dienst in einem Spannungsfeld zwischen nationaler Identität und Zugehörigkeit hinterfragt werden kann. An der ZHdK leitet er das Seminar «Narrative Strategien im Dokumentarfilm» und bringt Studierenden bei, wie sie Geschichten mit Substanz erzählen. «Ich möchte, dass sie sich fragen: Warum erzähle ich diese Geschichte? Was ist meine Haltung dazu?», erklärt er. Besonders wichtig sei ihm dabei, dass Film nicht im luftleeren Raum entstehe: «Wir sollten wissen, auf wessen Schultern wir stehen, welche filmhistorischen Entwicklungen uns geprägt haben und wie wir sie weiterdenken können.»
Für Popadić ist Film vor allem ein Mittel der Reflexion. «Filme erlauben uns, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen. Sie schaffen Verbindungen, stellen Fragen und eröffnen Diskussionen. Das ist es, was mich beim Filmemachen antreibt.»