Zu den Vorzügen von digitalen Medienarchiven gehört, dass man ihre Inhalte über das Internet an jedem Ort zur Verfügung stellen kann und Nutzende nicht mehr gezwungen sind, das physische Archiv selbst aufzusuchen. Ein Webbrowser (und ggf. die nötigen Zugriffsberechtigungen) reichen aus, um Zugang zum Bestand zur erhalten. Das Fehlen eines konkreten Ortes hat aber auch den Effekt, dass die Präsenz eines solchen Archivs nicht einfach gegeben ist, sondern fortwährend kommuniziert werden muss. Das Webinterface als primärer Zugang zielt dabei darauf ab, eine individuelle Erfahrung des Archivbestandes zu ermöglichen, die sich an den jeweiligen Interessen und Funktionen der Nutzenden orientiert. So wertvoll diese Sichtweise für die eigene Arbeit auch sein mag, so sehr erschwert sie aber auch einen kollektiven Blick auf die Inhalte. Weil es keinen gemeinsamen Erfahrungsraum gibt, weiss man nicht, was andere ebenfalls gesehen haben.
Das Projekt Sender adressiert diese beiden Spannungsfelder – also die Frage der physischen Präsenz und des dadurch möglichen gemeinsamen Erlebens – durch eine dauerhafte Installation im Raum. Diese besteht aus mehreren Monitoren und macht Inhalte aus dem Medienarchiv der Künste zusammen mit ihren Metadaten sichtbar. So wird ein alternativer Zugang zum Bestand des Medienarchivs geschaffen, der die Website als primäres Interface ergänzt, indem er sich auf das konzentriert, was diese weder leisten kann noch will. Aus diesem Grund wird bewusst auf Interaktionen verzichtet, welche wesentlich besser über den Webbrowser realisierbar sind. Der Sender ist formal angelehnt am heute fast schon antiquiert wirkenden Modell des Broadcasting, also einer zentralen Instanz, welche Inhalte rund um die Uhr in einem möglichst grossen Radius verteilt. Der Unterschied liegt hier darin, dass der Sender als API-Client seine Inhalte aus dem kollektiv erstellten Bestand des Medienarchivs der Künste bezieht.
Neben seiner physischen Präsenz und der Möglichkeit der gemeinsamen Wahrnehmung soll der Sender auch einen anderen inhaltlichen Zugang zum Medienarchiv der Künste bieten. Verschiedene Programme zeigen Zusammenhänge auf und verdeutlichen gleichzeitig den Mehrwert der erfassten Metadaten, die jeweils mit den Medien angezeigt werden. Die Verknüpfung von Inhalten anhand von Schlagworten, AutorInnen, Organisationseinheiten usw. vermittelt dabei den Nutzenden auch eine technische Sichtweise auf die eigenen Inhalte und die Frage wie deren Sichtbarkeit erhöht werden kann.
Das aktuelle Programm des Senders kann auf dessen Twitter-Kanal mitverfolgt werden.
Konzeption und Realisation:
Dr. Birk Weiberg