Auf den Tischen stehen grosse Schalen mit klein geschnittenem Gemüse, in die wir mit blossen Händen hineingreifen – wir stopfen Karottenscheiben und Blumenkohlröschen, gemahlene Kurkumawurzel und getrocknetes Zitronengras in Einmachgläser. Dabei tauschen wir fleissig Mikroben aus. Vor eineinhalb Stunden kannte ich die gut zwei Dutzend Anwesenden noch nicht. Jetzt reden wir über Geschmacksknospen und Kindheitserinnerungen, wie die Grossmutter Sauerkraut hergestellt hat oder wann wir das erste Mal Kombucha getrunken haben. Währenddessen füllen wir die Einmachgläser mit bunten Gemüsestückchen.
Fermentation, eine der ältesten Methoden, um Essen haltbar zu machen, ist wieder angesagt. Im vom Dossier Nachhaltigkeit initiierten Workshop ging es auch um „Soziale Fermentation“. Eine soziale Verbindung, die entsteht, wenn man gemeinsam Lebensmittel zubereitet, probiert und wahrnimmt. Soziale Fermentation bezieht sich auf den Prozess, bei dem Mikroorganismen wie Hefen und Bakterien dazu verwendet werden, soziale Interaktionen und die Entstehung von Gemeinschaft zu fördern.
Das Füllen eines Fermentationsglases trägt also nicht nur zur Wertschätzung handgefertigter Lebensmittel und traditioneller Techniken bei, sondern animiert auch dazu, Herausforderungen gemeinsam anzugehen und Ressourcen zu teilen. Zu Hause schenkt mir der Blick auf die in Reih und Glied stehenden Gläser nicht nur die Erinnerung an den Geschmack einer wochenlang fermentierten Cherrytomate, ich erinnere mich auch an das Gemeinschaftsgefühl, das sich bei diesem Anlass eingestellt hat.