Die Tagung wurde veranstaltet vom PhD-Programm Fachdidaktik Art & Design. Im Tagungsteam wirkten Verantwortliche, Mitglieder und Assoziierte des Programms mit: Nadia Bader, Henryetta Duerschlag, Christin Lübke, Theresa Martinetti, Julia Matlok, Miriam Schmidt-Wetzel, Flurina Stuppan und Judit Villiger. Die entstehende Publikation wird von Nadia Bader, Christin Lübke, Miriam Schmidt-Wetzel und Johanna Tewes herausgegeben. Mit dem Doppelformat aus Tagung+Publikation endet die achtjährige, durch swissuniviersities geförderte Aufbau- und Entwicklungsphase des PhD-Programms, in dem die ZHdK, die ABK Stuttgart sowie die PHs Zürich und Freiburg i. Br. länder- und hochschulübergreifend kooperieren.
Die eigene Praxis beforschen - Forscher:innenrolle(n), Strategien und Begründungen
Fachspezifische Wissenschaftlichkeit in Art Education
(Zusammen)Arbeiten an den Schnittstellen im Kontext von Diskursen und Fragen der Gegenwart
Fachspezifische Methoden in Art Education
Vor dem Hintergrund der vier Themenschwerpunkte hat sich im Rahmen der Tagung OPEN BOOK Praxisorientierte Forschung in Art Education vom 17. bis zum 19. Oktober 2024 eine vielstimmige kunstpädagogische Fachcommunity von knapp 100 Personen an der ZHdK zusammengefunden.
Praxisorientierte Forschungsaktivitäten in Unterrichts- und Vermittlungspraxen – das hat die Tagung gezeigt – zeichnen sich durch heterogene Zugänge aus, die ihre Gegenstandsangemessenheit jeweils unterschiedlich begründen und akzentuieren. Dadurch entsteht eine fachspezifische Methodenvielfalt und Pluralität, die mit einem grenzüberschreitenden, interdisziplinären Kunstbegriff korreliert. Entsprechend hoch hat sich das Interesse nicht nur an methodischen Fragestellungen und methodologischen Begründungen gezeigt, sondern auch an einer grundlegenden Klärung der verfolgten Herangehensweisen, ihrer Implikationen, Potentiale und Herausforderungen.
Die Beiträge zur Tagung zeugten von einer sich dynamisch entwickelnden Forschungslandschaft, die weder durch übergreifende Großentwürfe einzufangen ist noch in einzelne exklusive Fachsplitter zerfällt. Vielmehr wurde in den zahlreichen Beiträgen deutlich, dass ein möglicher Kern kunstpädagogischer Forschung in pluralen Praxisfeldern vor allem darin besteht, das eigene Wissenschaftsverständnis, die spezifischen Forschungsstile und bildungsbezogenen Wirkungsabsichten immer wieder neu zu befragen.
Das spiegelte sich auch in den verschiedenen Flughögen wider, die in den einzelnen Beiträgen dargestellt wurde. So reichte die Bandbereite von datenahen Auslegeordnungen (Annette Rhiner: Reflex-Reflexion-Resilienz? Rekonstruktion handlungsleitender Orientierungen angehender Lehrpersonen im Fachbereich Kunst und Design), über performative Versuchsanordnungen (Alina Bonitz/Josephine Roth: Collect(ive) Data in fluid encounters. Research-Creation Events als kunstpädagogische Forschung) und kollaborative Bildexperimente (Katja Böhme/Nadia Bader/Notburga Karl: Bildkompliz:innenschaften: Versuchsanordnungen für ein Forschen und Vermitteln an und durch Bilder), bis hin zu metareflexiven Plenumsvorträgen (Christine Heil: Das Feld aufmischen. Ethnografische Forschung in Verflechtung mit künstlerischer und kunstpädagogischer Praxis).
Bereits vorab wurde mit dem Call das Anliegen der Tagung auf besondere Art und Weise justiert: denn nicht allein die Tagung war das Ziel, sondern ein aus dem Prozess der Tagung zu generierendes Handbuch für praxisorientierte Forschung in Art Education – eine methodologische Grundlagenarbeit, die es bis dato nicht gibt. Das OPEN BOOK wurde von Miriam Schmidt-Wetzel und Christin Lübke zusammen mit Henryetta Duerschlag, Judit Villiger, Julia Matlok, Flurina Stuppan und Nadia Bader als ergebnisoffenes, kollaboratives und zugewandtes Publikationsprojekt entwickelt, welches zum einen die Erkenntnisse aus dem PhD-Programm Fachdidaktik Art & Design bündelt und im breiteren Fachdiskurs verankert, welches zum anderen aber auch explizit als handlicher Begleiter in Forschungsprozessen fungieren kann.
Die Beitragenden haben sich in ihrer Vorbereitung bewusst mit Fragestellungen auseinandergesetzt, die in einem nun entstehenden Handbuch Orientierung geben werden. Sowohl in den übergreifenden Plateau-Vorträgen als auch in den einzelnen Sessions diente das OPEN BOOK als communitybildender Zukunftshorizont, der aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden konnte. Dabei ist besonders deutlich geworden, dass die jeweilige Situierung in kunstpädagogischen Praxiskontexten substanzielle Bedeutung für die Konzeptionierung, Durchführung und Darstellung von Forschungsprojekten hat. Der intensive und kollegiale Austausch auf der Tagung hat davon gezeugt, wie wichtig es ist, diese Situierungen bewusst und kritisch zu reflektieren.
Zu dieser Reflexion haben nicht zuletzt auch die Zeichnungen des Graphic Recording Duos Johanna Benz und Tiziana Beck beigetragen, die während der zweieinhalb Tagungstage entstanden sind. Da sie ohne Worte zentrale Überlegungen, Fragen und Erkenntnisse zu Praxisorientierter Forschung in Art Education artikulieren, möchten wir eine Auswahl der Zeichnungen hier für sich stehen lassen: